Nach dem Abitur in Deutschland hat Afridun Amu seine Liebe zum Surfen entdeckt. Darum will der gebürtige Afghane seinem Geburtsland ein Geschenk machen und das Flusssurfen dorthin bringen.
Afridun Amu ist 33 Jahre alt und Profi-Surfer mit afghanischen Wurzeln. 2018 ist er für Afghanistan bei der Surf-WM angetreten, um sein Geburtsland zu repräsentieren und einmal andere Schlagzeilen in Verbindung mit Afghanistan zu machen.
Und im selben Jahr brach er auch mit einem kleinen Team auf ins afghanische Pandschschir-Tal, circa 150 Kilometer von der Hauptstadt Kabul entfernt. Seine Mission: Das Flusssurfen nach Afghanistan zu bringen und nach Stellen zu suchen, die sich dazu eignen.
"Der Weg dorthin ist - wie leider viele Ecken in Afghanistan - sehr gefährlich, aber nichtsdestotrotz wunderschön."
Ein mutiges Unterfangen, denn der Weg ins Pandschir-Tal ist anstrengend, nicht ungefährlich, aber trotz allem wunderschön, wie Afridun sagt. Die afghanische Hauptstadt sei umgeben von Naturschönheit.
Um ins Pandschir-Tal zu gelangen, musste das Team zunächst die hohen Berge passieren, die Kabul umgeben, und verschiedene Provinzen am Flusslauf des Pandschschir-Flusses entlang durchqueren.
Die "Pandschiris" seien ein sehr stolzes und patriotisches Grüppchen, meint Afridun, die ihr Tal vor schlechten Einflüssen und Gefahren schützen. So sei es selbst den Taliban nicht gelungen, das Tal einzunehmen, als sie weite Teile des Landes unter Kontrolle gebracht haben.
"So schleicht man sich über diese ganzen Windungen und durch verschiedene Täler, bis man an der südlichen Grenze des Pandschir-Tals ankommt."
Zur Eisschmelze sind Afridun und sein Team ins Pandschir-Tal gereist, weil der Flusspegel dann hoch genug ist, um zu surfen. Bei normalen Surftrips setzt er sich ins Auto und fährt einfach zum Surfspot, den er sich ausgesucht hat. Das war in diesem Fall nicht möglich: Oft musste er weite Strecken zu Fuß zurücklegen oder sogar klettern, um an die guten Spots zu kommen. All das sieht man auch in einer Dokumentation über die Aktion, sie heißt "Unsurfed Afghanistan".
Die Strapazen hätten sich aber gelohnt, sagt Afridun im Nachhinein: Die Begeisterung, die er in den Augen der Kinder gesehen hätte, als die begriffen, dass man sich mit dem Surfbrett auf dem Wasser im Fluss bewegen konnte, haben ihn für die Anstrengungen entlohnt.
Sport als Zeichen von Hoffnung
"Surfen ist ein Sport, den gab es in Afghanistan gar nicht", sagt Afridun. Unter den Taliban war jegliche Art von Sport verboten. Wahrscheinlich seien viele Afghanen genau deshalb heute so sportverrückt, meint der Surfer. "Bei allem, wo Afghanen und Afghaninnen im Bereich Sport teilnehmen, gibt es einen unheimlichen Rückhalt in der Bevölkerung."
Zurzeit befindet sich Afridun in Portugal, weil er sich für die Olympischen Spiele 2021 in Tokio qualifizieren möchte, wenn Surfen zum ersten Mal eine der Olympischen Disziplinen sein wird.