Das Dresdener Elektropop-Duo im ausführlichen Weihnachtsinterview mit Jenni Gärtner.
Die jeweils eigenen Vorstellungen zweier ausgeprägter Künstlerpersönlichkeiten in einem einzigen Musikprojekt zusammenzuführen, ist keine leichte Aufgabe und potenziell mit Konflikten verbunden. Inéz Schaefer und Demian Kappenstein haben ihre künstlerischen Differenzen jedoch zum Prinzip erhoben und sind überzeugt: Ihre Musik, die sie gemeinsam als Ätna machen, klingt nur deshalb, wie sie klingt, weil beide Abstriche machen.
"Dann bauen wir uns diese Welt eben selber."
Dass die Arbeiten an ihrem zweiten Album, das im Sommer erscheint, unter Corona-Bedingungen stattfanden, hatte möglicherweise zur Folge, dass die beiden Hälften von Ätna noch leidenschaftlicher um künstlerische Kompromisse gerungen haben. Durchaus positiv am Musikmachen in Pandemiezeiten war der Faktor Zeit: "Das hat uns inspiriert viel mehr sound-mäßig rumzuforschen", sagt Sängerin Inéz. Ätnas neue Musik klingt dabei deutlich tanzbarer, als zuvor. Feier-Sound während man gerade nicht feiern kann? "Auf einmal merkte man, wie man‘s vermisst", bekennt Schlagzeuger Demian.
Das Gemüsebeet als Coronamaßnahme
Der Club im Kopf auf der einen Seite, gleichzeitig entstand bei Ätna im Lockdown das Bedürfnis sich zu erden und Demut zu empfinden, nachdem sie "mitten aus dem Tourleben heraus ins Nichts hinein ausgespuckt wurden". Ihre Lösung: Ein selbst bepflanztes Beet vor ihrem Proberaum, auf dem Zucchini und Kürbisse sprossen. Das Projekt war so erfolgreich, dass es nach einiger Zeit wieder eingestellt werden musste, "damit nicht das ganze Viertel überwuchert". Jetzt wächst dort Rasen.
"Man denkt man hat etwas weggenommen bekommen, das einem zusteht."
Man meint es angesichts ihres elektronischen Sounds nicht unbedingt, aber Ätna sind ausgeprägte Livemusiker, haben beide einen Jazzhintergrund. Nicht auftreten zu können war eine psychische Belastung. "Die Sinnhaftigkeit war infrage gestellt", gesteht Demian, als sie im vergangenen Jahr ihr erstes Album veröffentlichten, es jedoch nicht live präsentieren durften, "man ist eigentlich gekränkt". Nun, beim zweiten Album, gibt es Corona leider immer noch. Man darf Ätna wünschen, dass sie zumindest mit dieser zweiten Platte dorthin können, wo sie sich am wohlsten fühlen: auf die Bühne.