Zwei Tage vor Weihnachten und immer noch kein Geschenk? Da bricht den meisten von uns so langsam der Schweiß aus. Aber muss das überhaupt sein, dieser Stress mit dem Geschenke zu Weihnachten? So richtig kommt man aus der Nummer nicht raus, sagt Philosophin Rita Molzberger.
Wenn nix mehr geht, geht ja immer noch ein Gutschein. Den kann ich mir sogar Heilig Abend noch last minute zu Hause am Rechner ausdrucken. Aber so ein Gutschein ist auch ganz schön unpersönlich. Einfach, weil der Wert im Vordergrund steht. Im Prinzip nichts anderes als ein Geldschein, nur eben gebunden an eine bestimmte Stelle zum Einlösen.
"Der Gutschein ist als Geschenk so problematisch, weil es ökonomisch ist. Es hat einen bestimmten Finanzwert, aber darüber hinaus nicht sehr viel."
Persönlicher wird so ein Gutschein natürlich mit ein bisschen Kreativität. Also einem kleinen, persönlichen Text, warum gerade dieser Gutschein dem Beschenkten Freude machen soll. Oder ein bisschen Bastelarbeit. Das nimmt dem ökonomischen Charakter des Gutscheins seine Sachlichkeit und stellt eine Beziehung zum Beschenkten her.
Wie ehrlich muss ich sein?
Und gerade diese Beziehungen zwischen Schenkendem und Beschenktem macht es uns so schwer, auch mal zu sagen, wenn wir ein Geschenk so richtig scheußlich finden. Eine universelle Antwort, wie ehrlich man in solchen Fällen sein darf, gibt auch Philosophin Rita Molzberger nicht. Aber sie hat einen kleinen Leitfaden. Es gilt nämlich abzuwägen, was einem persönlich wichtiger ist. Ehrlichkeit oder Höflichkeit? Gut dran sind in dem Fall natürlich diejenigen, die ihre Ehrlichkeit höflich zu verpacken wissen.
Und wenn man so gar keinen Bock auf dieses Rumgeschenke hat? Kommt man dann aus der Nummer irgendwie raus? Nicht so richtig, sagt Rita Molzberger. Im kleinen Kreis - also in der Familie oder unter Freunden - kann das funktionieren. Aber aus der Verstrickung in dieses gesellschaftliche Phänomen gibt es kein Entkommen. Dafür sind die Beziehungen zu komplex. Selbst wer es tatsächlich schafft, keine Geschenke für andere zu kaufen, wird am Ende doch beschenkt. Und schon ist er wieder drin in der Geschenkenummer.
Links zur Philosophie des Schenkens
- Die Kultur des Schenkens | Essay von Charles Einstein
- Edle Verschwendung | Eine kleine Philosophie der Gabe auf Zeit online