Im Idealfall darf jeder Mensch selbst über den eigenen Körper bestimmen. Das ist ein Grundgedanke der Menschenrechte, der neben dem Recht auf körperliche Unversehrtheit und sexuelle Selbstbestimmung unter anderem auch das Selbstbestimmungsrecht der Frau betrifft. Zum Beispiel, wenn es um Schwangerschaftsabbrüche geht – oder auch um Sterilisation.
Wenn man die Kinderplanung abgeschlossen hat, ist die Sterilisation eine der sichersten Verhütungsmethoden. Laut Pro Familia werden nach einer Sterilisation trotzdem noch etwa zwei bis drei von 1000 Frauen pro Jahr schwanger. Als Vergleich: Beim Verhüten mit Kondom sind es zwei bis zwölf Frauen von 100.
Was bei der Sterilisation passiert
Bei einer Sterilisation werden die Eileiter undurchlässig gemacht. Die verbinden die Eierstöcke wie eine Art Schlauch mit der Gebärmutter. Und dort findet auch die Befruchtung statt, bevor das befruchtete Ei in die Gebärmutter wandert. Die Sterilisation sorgt dafür, dass dieser Weg blockiert ist, damit man nicht schwanger wird. Dabei werden die Eileiter in den meisten Fällen erst mit Hitze oder elektrischem Strom verschweißt und können dann noch zusätzlich durchtrennt werden.
Dieser Eingriff wird oft ambulant durchgeführt und dauert meistens nicht länger als eine Stunde. Auf den Zyklus hat die Sterilisation keinen Einfluss. Man bekommt weiterhin seine Periode und kommt auch nicht vorzeitig in die Wechseljahre.
Den Schritt gut überlegen
Was wichtig ist: Frauen, die den Eingriff durchführen lassen, sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie danach so gut wie sicher unfruchtbar sind. Deswegen sollte die Entscheidung über eine Sterilisation gut überlegt sein. Wenn man später doch noch einen Kinderwunsch hat, kann man zum Beispiel mittels künstlicher Befruchtung schwanger werden.
Grundsätzlich können sich in Deutschland Menschen ab dem 18. Lebensjahr sterilisieren lassen. Theoretisch zumindest, denn praktisch sieht es oft anders aus. Da die Sterilisation eine freiwillige Leistung ist, können Ärztinnen und Ärzte selbst darüber entscheiden, ob sie überhaupt Sterilisationen vornehmen – und wenn ja, wen sie sterilisieren.
Manche Praxen weisen Interessierte ab
Das führt dazu, dass Menschen, die sich eine Sterilisation wünschen, oft erstmal von einigen Praxen abgewiesen werden. So ging es unter anderem Julia, als sie mit dem Wunsch zu ihrer damaligen Gynäkologin gegangen ist.
"Sie hat eine Schimpftirade angefangen und gesagt, ich solle meinen Körper nicht zerstören lassen."
Julia ist am Ende auch durch die Hilfe des Vereins "Selbstbestimmt Steril" zu ihrer Sterilisation gekommen. Der Verein setzt sich unter anderem dafür ein, dass volljährige, mündige Personen mit Uterus ihrem Sterilisationswunsch nachgehen können.
Julia und Saskia
Saskia hat sich mit 27 sterilisieren lassen, nachdem sie über ein Video von der Möglichkeit erfahren hatte. Ihre Kupferkette, mit der sie bisher verhütete, hätte ohnehin ausgetauscht werden müssen, da entschied sie sich für die Sterilisation.
Was sie bei der Diskussion um das Thema stört: Eine Schwangerschaft sei – genauso wie eine Sterilisation – eine Entscheidung, die den Rest, des Lebens beeinflusst. Nur: Wäre sie mit Ende 20 schwanger geworden, hätten sich viele Menschen für sie gefreut, denkt sie. Im Unterschied zur Sterilisation.
"Die finale Entscheidung zu treffen, dass man keine Kinder möchte, das darf man nicht."
In "Eine Stunde Liebe" sprechen Julia und Saskia über die Beweggründe für ihre Sterilisation und darüber, was sich dadurch für sie verändert hat. Die Rechtsanwältin Juliane Reichard klärt außerdem juristische Mythen rund um das Thema auf.