Strom sparen, Zeit sparen: Für niedrige Waschtemperaturen gibt es viele Gründe. Hygiene gehört allerdings nicht dazu. Unsere Reporterin Verena von Keitz hat das lernen müssen - auf die harte Tour.

Wäsche rein, Waschmaschine auf 60 Grad stellen und fertig. Ganz einfach, so beschreibt das die Frau in der Waschmittel-Werbung aus den sechziger Jahren. Und so machen es ja auch viele von uns, ein paar Sachen bei 30 oder 40 Grad, Bettwäsche, Unterwäsche aber bei 60 oder 95 Grad waschen. Falsch, schreibt jetzt die Zeitung "Die Welt". Wir müssen unser Waschverhalten radikal ändern und einfach nur noch bei 30 Grad waschen.

Energiesparen mit 30 Grad

Und der Grund? Weil es völlig ausreiche und die Umwelt schone. Grundsätzlich ist das nicht verkehrt. Denn tatsächlich können wir sehr viel öfter bei niedrigen Temperaturen waschen.

Erstmal halten wir fest: So können wir wirklich viel Energie sparen: Das Umweltbundesamt hat vorgerechnet: Die Waschmaschine bei 60 Grad laufen zu lassen, verbraucht so viel Strom, wie zweimal bei 40 Grad und fast dreimal bei 30 Grad. Aber wird die Wäsche denn richtig sauber bei so niedriger Temperatur?

Ob die Flecken rausgehen oder nicht, das sieht jeder selbst. Der Ansicht ist auch Dirk Bockmühl. Er ist Professor für Hygiene und Mikrobiologie an der Hochschule Rhein Waal und forscht auf diesem Feld.

"Solange ich Verschmutzungen habe, die mit 30 Grad rausgehen, ist das empfehlenswert, es kann allerdings sein, wenn ich ständig nur mit niedrigen Temperaturen wasche, dass meine Waschmaschine anfängt zu müffeln."
Dirk Bockmühl, Professor für Hygiene und Mikrobiologie

Bei Temperaturen von 30 bis 40 Grad fühlen sich Bakterien richtig wohl. Sie kommen von unserer Haut über die Kleidung in die Maschine. Bakterien können den Waschgang bei solchen Bedingungen prima überleben -  und auch die Waschmaschine besiedeln.

Ein-Zweimal im Monat mit 60 Grad

Wer - wie unsere Reporterin Verena von Keitz - jahrelang nur bei 40 Grad und mit flüssigem Waschmittel wäscht, dessen Waschmaschine wird zur Bakterienschleuder. Frisch gewaschene Wäsche bekommt nach ein paar Wochen im Schrank einen käsigen Geruch. In der Waschmaschine kann sich  über die Zeit ein Biofilm bilden, wie man das ja auch vom Abfluss im Waschbecken kennt.

Eine Bakterienkolonie in der Maschine

Deshalb solltet ihr regelmäßig, ein bis zweimal im Monat, mit Vollwaschmittel bei 60 Grad waschen. Das empfiehlt auch das Umweltbundesamt.

Unterwäsche müsst ihr nicht regelmäßig bei 60 Grad waschen, wenn ihr gesund seid, also keine Pilzerkrankung und ansteckende Krankheiten habt.

"Das ist natürlich ein etwas heikleres Textil, deshalb würden wir immer empfehlen, nicht unbedingt bei 30 Grad mit einem flüssigen Waschmittel ranzugehen - sondern mindestens 40 Grad und bleichehaltiges Vollwaschmittel."
Dirk Bockmühl, Professor für Hygiene und Mikrobiologie

So wird die Zahl der Bakterien deutlich reduziert. Sie sind auch für gesunde Menschen nicht gefährlich. Wenn du hingegen krank bist, oder ein schwaches Immunsystem hast, dann ist es angebracht, die Wäsche bei 60 Grad mit Vollwaschmittel zu waschen.

Besonders wichtig ist, dass wir das ganz normale 60-Grad-Programm wählen und nicht die Öko-Spar-Variante. Diese Ökoprogramme waschen nicht unbedingt mit 60 Grad heißem Wasser. Zum Teil werden nur 40 Grad erreicht. Das spart Energie, dafür brauchen diese Programme länger, um das gleiche Waschergebnis zu erzielen.

Bleibt unterm Strich: Beim Waschen müssen es manchmal eben echte 60 Grad sein.

Shownotes
Waschen
Manchmal heiß, bitte.
vom 15. November 2017
Moderator: 
Thilo Jahn
Sidekick: 
Verena von Keitz, Deutschlandfunk Nova