Menschen nehmen Drogen, das ist offensichtlich nicht komplett zu verhindern. Dass Menschen schlechte Drogen nehmen, dagegen will die Methode des Drug-Checking etwas tun. In "Ab 21" klären wir, wie das funktioniert und warum das nicht so einfach ist wie die Annahme "reine Drogen sind gut, gestreckte Substanzen sind böse".
Können wir beim Biertrinken oder Rauchen noch abschätzen, was wir da zu uns nehmen, wird das bei Cannabis, Ecstasy und Amphetaminen deutlich schwerer. Mit bloßem Auge lässt sich schließlich nicht feststellen, wie stark der Stoff ist.
Drug-Checking: Ein Schnelltest des Stoffs
Projekte wie "Checkit!" von der Wiener Suchthilfe wollen gegen dieses Unwissen ankämpfen: Die Beratungsstelle klärt vor Clubs und auf Festivals über psychoaktive Substanzen auf, bietet aber auch ein unkompliziertes Drug-Checking an. Sprich: Wer will, kann die mitgebrachte Substanz in einem mobilen Labor auf ihre Inhalte analysieren lassen – das alles anonym und schnell.
"Es muss jedem Konsumenten bewusst sein: Konsum von psychoaktiven Substanzen hat ein bestimmtes Risiko. Das kann aber reduziert werden."
"Wenn der Konsum ohnehin schon stattfindet, dann wollen wir natürlich, dass dieser mit größtmöglichen Informationen auf Seiten des Konsumenten stattfindet", findet Felix Betzler von der Charité Berlin. Wie die Reinheit des Stoffs mit Überdosierungen zusammenhängt und was für Streckungs-Substanzen in Drogen beigemischt werden, hört ihr im Podcast.
In Berlin soll Drug-Checking in den nächsten zwei Jahren umgesetzt werden. Einer der Menschen, die lange dafür gekämpft haben, ist Tibor Harrach, Pharmazeut und zehn Jahre lang Sprecher der Landearbeitsgemeinschaft Drogenpolitik der Berliner Grünen.
Druck-Checking mit Aufklärung
Das erarbeitete Konzept unterscheidet sich aber in einem Punkt stark von anderen Projekten: Die Konsumierenden müssen mit den Substanzen selbst in die Beratungsstellen kommen und erhalten erst ein paar Tage später das Ergebnis. Damit wollen die Projektträger alle ansprechen, die Substanzen konsumieren.
"Wir richten uns ausdrücklich nicht nur an Partydrogen-Gebraucher."
Drogen-Zahlen
- Laut dem deutschen Drogen- und Suchtbericht 2019 ist Alkoholabhängigkeit knapp die Hälfte aller Hauptdiagnosen bei ambulanter Suchtbehandlung, dahinter kommen Opioide (13 Prozent). Abhängigkeiten wie Stimulanzien wie MDMA und Speed wurden in 6,1 Prozent der Fälle diagnostiziert.
- Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 420.000 Behandlungsfälle von psychischen Störungen oder Verhaltensstörungen, die durch psychotrope (die menschliche Psyche beeinflussende) Substanzen ausgelöst wurden. Davon sind 314.000 Fälle durch Alkohol und 31.800 Fälle durch multiplen Substanzgebrauchausgelöst worden.
- In stationären Rehabilitationseinrichtungen wurden 2017 überwiegend Abhängige von Cannabis (13,9 Prozent) und Stimulanzien (12,5 Prozent) erstbehandelt. Die Hauptdiagnose lautet hingegen bei zwei Dritteln der Fälle Alkoholabhängigkeit.
- Laut dem Europäischen Drogenbericht nahmen im vergangenen Jahr 2,6 Millionen Menschen in Europa MDMA. Zum Vergleich: 24,7 Millionen Bürger nahmen Cannabis, das sind sieben Prozent der gesamten europäischen Bevölkerung.
- Zwischen 1,1 und 2,5 Prozent der Deutschen nahm 2018 MDMA – der Stoff ist unter anderem in Großbritannien und den Niederlanden beliebter.
- Beim Substanzenkonsum ist die Reinheit beziehungsweise Dosierung der Droge sehr wichtig, die bei Drug-Checking geprüft wird - denn je reiner, desto höher der Kick, desto höher das Überdosierungsrisiko. Bei Kokain etwa steigt die Reinheit seit 2010 an, so der Europäische Drogenbericht: Schätzungen nach liegt der Reinheitsgrad im Jahr 2018 durchschnittlich zwischen 49 und 71 Prozent. Bei MDMA liegt der Reinheitsgrad zwischen 84 und 180 mg je Tablette (der Rest davon ist Koffein). Ab 25 Prozent (250 Milligramm pro Gramm) gilt MDMA als hochdosiert.
- Beim Checking von MDMA-Pulver haben Prüfungsstellen im vergangenen Jahr in 90 Prozent aller Fälle nur erwartete Substanzen nachweisen können, bei Tabletten sogar 94 Prozent. In Amphetaminen findet sich dagegen in 58 Prozent der Fälle noch ein Verfälschungsmittel; bei Kokain 31 Prozent. In Ketamin konnten Prüfungsstellen in 9 Prozent der Fälle die erwartete Substanz nicht nachweisen.
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