• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Extreme Hitze, extreme Kälte, Sauerstoffmangel - was ein menschlicher Körper aushält und wann Schluss ist.

Businessclass sieht anders aus - ein Junge versteckt sich im Fahrwerkschacht eines Flugzeugs, fliegt unentdeckt fünf Stunden nach Hawaii, wird ohnmächtig, aber überlebt diese extreme Belastung bei Minus 50 bis 60 Grad Celsius. Was hält ein menschlicher Körper aus? Darüber haben wir Hanns Christian Gunga gesprochen. Er ist Professor für Raumfahrtmedizin und extreme Umwelten an der Charité in Berlin.

In elf bis zwölf Kilometern Höhe führe der Sauerstoffmangel eigentlich dazu, dass ein blinder Passagier innerhalb von Sekunden bewusstlos werde. Das zweite große Problem: die extreme Kälte in luftiger Höhe. Selbst auf Meereshöhe erlitten Menschen bei Temperaturen von Minus 50 bis Minus 60 Grad Celsius innerhalb von Sekunden Erfrierungen an Nase, Händen und Ohren. Ohne Extrembekleidung sei der Körper innerhalb einer halben Stunde durchgefroren.

Die menschliche Haut ist mit Rezeptoren besetzt, die auf Kälte reagieren. Die Folge: Der Körper fängt an zu zittern, ein Mechanismus um Wärme zu bilden. Bei einem unbekleideten Körper beginnt das große Zittern bei fünf bis sechs Grad Außentemperatur, fällt das Thermometer unter null Grad nehme die Intensität deutlich zu. Das Problem: Irgendwann sind die Energievorräte in der Muskulatur aufgebraucht, der Körper kann sich also nicht ewig warm zittern, der Mensch wird bewusstlos und stirbt letztendlich an Herz-Rhythmus-Störungen.

"Wenn in 6000 Meter Höhe ein Fenster in einem Flugzeug platzt, hat der Pilot ein bis zwei Minuten Zeit, um aus dieser Höhe herunterzukommen, bevor die Passagiere bewusstlos werden."
Raumfahrtmedizin-Professor Hanns Christian Gunga über die Belastungsgrenzen des menschlichen Körpers

Ans andere Ende des Thermometers: extreme Hitze. Grundsätzlich gilt: Bei 27 bis 31 Grad fühlen wir uns wohl, wenn wir uns unbekleidet im Freien aufhalten. Steigt die Hauttemperatur über 32 Grad Celsius, fangen wir an zu schwitzen. Ein untrainierter Mensch könne bis ein, zwei Liter pro Stunde schwitzen, sagt Hanns Christian Gunga. Wer fünf Stunden solchen Temperaturen ausgesetzt ist, verliert also bis zu zehn Liter Flüssigkeit.

Bei einem Marsch durchs Death Valley sterben wir also nach anderthalb Tagen an Flüssigkeitsverlust. Der ausgedörrte Wüstenwanderer fällt erst in ein Delirium und wird anschließend bewusstlos. Die eigenen Mechanismen, um die Wärme auszugleichen, fallen dann aus - ein Phänomen, das unter dem Namen Hitzschlag bekannt ist - eine Störung der zentralen Temperaturregulation im Gehirn. Eine Vorstufe des Hitzschlags: ein benommenes Gefühl oder ein leichter Schwindel bei großer Hitze. Der Körper versucht dann, durch eine vermehrte Durchblutung der Haut die Wärmemengen abzugeben.

Innerhalb von Sekunden bewusstlos

Das dritte Extrem bei einem Trip im Fahrwerksschacht: Sauerstoffmangel. Grundsätzlich gilt: Mit Höhen von 5000 bis 6000 Metern komme der Körper zurecht. Wenn auf dieser Höhe ein Fenster in einem Flugzeug platzt, habe der Pilot bis zu zwei Minuten Zeit, um auf 4000 Meter abzusinken. Auf 11.000 Metern werde ein Mensch innerhalb von Sekunden bewusstlos.

Shownotes
Überleben
Geht's noch?
vom 23. April 2014