Wenn Universitäten bedeutende Persönlichkeiten auszeichnen wollen, verleihen sie Ehrendoktorwürden. Nicht immer ohne Hintergedanken.
Nelson Mandela hat 50. Der Dalai Lama hat 43. Anette Schavan hat einen und Horst Seehofer hat sogar einen von einer Uni in Kiew: Ehrendoktortitel. Eine Auszeichnung, kein akademischer Grad, eher akademisches Lametta.
Heute stimmt der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät Rostock darüber ab, ob Edward Snowden einen Ehrendoktortitel bekommen soll.
"Die Universitäten wollen sich mit einer Ehrendoktorwürde oft Glamour ins Haus holen."
Eine Frage der Ehre
Klar ist: Diese akademischen Ehren werden großzügig vergeben. Was müsst ihr also machen, um Euren Lebenslauf mit einem Dr hc aufzuhübschen? Am besten prominent sein oder Geld haben, sagt Bildungsjournalistin Sandra Pfister.
Auch wenn es in den Statuten der Universitäten offiziell heißt, dass die Kandidaten wissenschaftliche Verdienste vorweisen müssen – in der Realität reicht den Universitäten Prominenz häufig schon aus. Es soll etwas vom Glanz des Geehrten auf die Hochschulen zurückfallen.
Ehre gegen Leistung
Im internationalen Vergleich ist keine Inflation der Ehrendoktorwürden festzustellen. Der Spitzenreiter in Deutschland: die Universität Leipzig, die 152 Titel verliehen hat.
Bei dem ganzen Prozedere spielen natürlich auch wirtschaftliche Gesichtspunkte eine Rolle: Viele Hochschulen brauchen Geld, brauchen Mäzene und Praktikumsplätze für die Studierenden. Was liegt da näher, als potenziellen Ansprechpartnern aus Politik oder Wirtschaft Honig um den Bart zu schmieren, sagt Sandra Pfister.