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Mehr als 30 Tote bei Waldbränden in Kalifornien. Über 200 Menschen werden noch vermisst. Die Feuerwehr geht davon aus, dass sie noch mindestens drei Wochen löschen wird.

Die Feuerfronten in Kalifornien sind besonders groß. Sie ziehen sich über mehrere Kilometer hin und haben ein leichtes Spiel, weil die Landschaft extrem trocken ist. Hinzu kommen heiße Winde aus dem Landesinneren – aus der Wüste in Nevada – die die Feuer zusätzlich anfachen. Eine Situation, in der die Feuerwehrleute und Löschhubschrauber nicht mehr viel machen können, sagt Johann Goldammer, Professor am Zentrum für globale Feuerüberwachung an der Uni Freiburg.

"Da können die Feuerwehren und auch die Flugzeuge teilweise diese Vehemenz der Feuer nicht mehr in den Griff bekommen."
Johann Goldammer, Professor am Zentrum für globale Feuerüberwachung an der Uni Freiburg

Eine Ladung Löschwasser aus einem Flugzeug oder einem Helikopter sei in dieser Situation wirklich wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Sie bringe nur dann etwas, wenn Flugzeug und Mannschaften am Boden sehr gut aufeinander abgestimmt seien, erklärt Johann Goldammer. Die Wirkung einer Wasserladung hält nur wenige Minuten an. Dieses Zeitfenster müssen die Feuerwehrleute dann ausnutzen, um genau an der Stelle weiter zu löschen. Der Experte für globale Feuerüberwachung an der Uni Freiburg erklärt, dass ein einzelnes Flugzeug, das irgendwo spektakulär eine Löschladung abwerfe, überhaupt nichts bringe.

"Wenn wir – auch hier in Europa – Löschflugzeuge sehen und die werfen ganz spektakulär ihre Ladung ab, aber unten ist niemand, der diesen Effekt nutzen kann. Dann braucht man da gar nicht erst mit anzufangen."
Johann Goldammer, Professor am Zentrum für globale Feuerüberwachung an der Uni Freiburg

Die Waldbrände in Kalifornien gelten als die schlimmsten seit Jahrzehnten. Tote, Vermisste, viele sind auf der Flucht. Zwei große Feuer wüten derzeit gleichzeitig. Das eine eher nördlich in der Nähe von Sacramento, das andere in der Gegend von Malibu, wo es unter anderem auch die Häuser von Thomas Gottschalk und Miley Cyrus zerstört hat. 

Die Häuser haben teilweise Pools, deren Wasser auch zum Löschen genutzt werden kann. Allerdings, so Johann Goldammer, sei die Region, in der es hier brenne eine Gegend, mit extremer Wasserknappheit: "Sodass das Beregnen der Rasenflächen oder das Befüllen der Swimmingpools teilweise nicht mehr möglich ist oder gar nicht erlaubt ist. Da sind eben Grenzen gesetzt." Vorbeugende Sprinkleranlagen, die im Fall eines Brandes automatisch starten, seien aus diesem Grund auch unrealistisch.

Bewirtschaftung der Wälder hat Einfluss auf das Feuer

In Bezug auf Wald- oder Buschbrände sei es problematisch, wenn viel Totholz herumliege. Naturschützer sehen in toten Bäumen einen wichtigen Lebensraum für Pilze, Insekten und andere Lebewesen, allerdings wirke dieses Material im Falle eines Feuers wie ein Brandbeschleuniger, so Goldammer. Da müsse man dann einen Kompromiss finden. Die Förster in den USA seien in dieser Hinsicht aber inzwischen sehr geübt. Schwieriger seien die Flächen, die eher Buschland sind, also kein beforsteter Wald. "Und da stehen die Häuser in einem Vegetationstyp, der – dadurch, dass er nicht bewirtschaftet wird – sehr stark brennbar, nahezu explosiv brennbar ist."

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Shownotes
Feuer in Kalifornien
Warum die Waldbrände so schwer in den Griff zu bekommen sind
vom 12. November 2018
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Johann Goldammer, Global Fire Monitoring Center