Wer sich zum Waldbademeister oder zur Waldbademeisterin ausbilden lässt, bringt anderen Menschen bei, den Wald wieder mit allen Sinnen zu genießen.
Was früher Spazierengehen hieß, heißt heute Waldbaden – und das gibt es auch unter professioneller Anleitung von Waldbademeisterinnen und -meistern. Denn beim Waldbaden geht es tatsächlich um mehr als einfach nur darum, ein bisschen durch den Wald zu wackeln.
Waldbaden heißt, eine Verbindung zur Natur herzustellen, die Sinne zu schärfen, sich selbst und die Natur zu spüren. Wer andere Menschen dabei anleiten möchte, kann das auch professionell tun – mit einer Ausbildung zum Waldbademeister oder zur Waldbademeisterin. Zum Beispiel in Hessen an der Gutshofakademie in Friedendorf.
Thomas Bröker ist Ausbilder an der Gutshofakademie und sagt, es sei wichtig, dass Menschen wieder einen Ausgleich zu ihrem Alltag bekämen. Denn der sei oft überfordernd. Im Zentrum der Ausbildung stehen technische Aspekte des Waldbadens, aber auch didaktische. Dazu gehört es, zu lernen, wie man eine Gruppe anleitet und die Teilnehmenden möglichst zufrieden aus einem Waldbad wieder zu entlassen.
Praktisch heißt das, im wörtlichen Sinne, Kontakt zur Natur aufnehmen. Sich also an einen Baum lehnen und die Rinde befühlen. Tasten, wie sich eigentlich ein Baum so anfühlt im direkten Kontakt mit dem eigenen Körper. Oder es werden mit verbundenen Augen Gegenstände ertastet, die im Wald zu finden sind. Tannenzapfen, trockenes Laub oder auch essbare Beeren – und die dürfen dann mit allen Sinnen entdeckt werden.
"Das heißt, mal nicht über den Kopf aufnehmen, weil das machen wir genug, sondern wirklich mit allen Sinnen in die Natur eintauchen."
Wer ein Waldbad nehmen möchte, sollte mindestens drei Stunden einplanen. Ab dann hat der Aufenthalt in der Natur – wissenschaftlich nachgewiesen – einen positiven Effekt auf uns, sagt Waldbademeister-Ausbilder Thomas Bröker. Das geht bis hin zu einem zweitägigen Selbsterfahrungsaufenthalt. Also ein komplettes Wochenende Erholung für Körper, Geist und Seele.
Zweites Standbein mit großer Nachfrage
Wer die Ausbildung abgeschlossen hat, kann damit auch Geld verdienen, sagt Thomas Bröker. Er würde aber nicht sagen, dass es reicht, um das hauptberuflich zu machen. Aber als zweites Standbein würde das schon funktionieren.
"Die Kurse in Deutschland werden immer schneller ausgebucht. Es wird ein Trend. Vor zwei Jahren gab es das noch kaum."
Vor allem Großstädter, die kaum noch in die Natur kämen, buchen diese Kurse, sagt Thomas Bröker. Viele davon würden das einem Aufenthalt im Yogastudio vorziehen. Einfach, weil sie nicht noch mehr Zeit drinnen verbringen wollen.
"Die Sehnsucht nach der Natur wird immer größer."
Natürlich könne man auch in stadtnahen, kleineren Wäldern Erholung finden, sagt Thomas Bröker. Aber er bevorzugt die großen Wälder. Denn je weniger Einfluss die Zivilisation auf den Wald hat, desto besser sei der Effekt. Bröker sagt auch: Wenn man sich einmal damit befasst habe, brauche man auch nicht unbedingt jedes Mal einen Waldbademeister.