Christian Fahrenbach hat das Projekt Signal und Rauschen gegründet. Er analysiert Wahlprognosen und erklärt uns, wie Wahlforscher Ergebnisse vorhersagen.
Bei der Wahl in den USA, bei der Trump gewann, und auch beim Brexit in Großbritannien lagen Vorhersagen ziemlich daneben. Das ist zumindest die gängige Meinung. Der Wahlforscher Christian Fahrenbach aber sagt: Nein, stimmt so nicht.
Zum Beispiel wurde vorhergesagt, dass Hillary Clinton 3,5 Prozentpunkte vor Trump liegt. Tatsächlich hatte sie dann bei der Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen auch zwei Prozentpunkte Vorsprung. Das Problem des Wahlausgangs sei dann in den USA aber das spezielle Wahlsystem gewesen, sagt Christian Fahrenbach.
"Sowohl bei der Trump-Wahl als auch beim Brexit lagen die reinen Zahlen der Umfragewerte gar nicht so weit entfernt vom Ergebnis."
Christian Fahrenbach glaubt, dass die Vorhersagen in Deutschland für die Bundestagswahl zuverlässiger sind. Zum Beispiel werden Umfragen und auch Ergebnisse vergangener Landtagswahlen zusammengerechnet, um den Wahlausgang möglichst präzise vorherzusagen.
Mögliche Fehler werden mitberechnet
Bei jeder Umfrage gibt es eine Fehlerspanne, weil man natürlich nicht alle Menschen befragen kann, die später dann auch zur Wahl gehen. Zwei bis drei Prozentpunkten Unterschied zum tatsächlichen Ergebnis müssen – je nach Umfragengröße - miteinberechnet werden.
In Deutschland gibt es zum Beispiel Institute, die ein bisschen mehr zur SPD oder zur CDU tendieren und es gibt auch neue Player, bei denen noch nicht klar ist, wie sie arbeiten. Hier kann ein Durchschnitt von Umfragen helfen, um genauer zu werden.
"Wir haben schon mal so eine Aufholjagd gesehen. Als Schröder 2005 gegen Merkel angetreten ist, da hat der 14 Prozentpunkte rausgeholt. Aber im Moment sieht es nicht danach aus.“
Bei aktuellen Umfragen für die Bundestagswahl 2017 liegt die CDU deutlich vorne, mit etwa 14 Prozentpunkten. Selbst wenn wir mit den großzügigen 3 Prozentpunkten Fehlertoleranz rechnen – kann es im Moment nicht sein, dass eigentlich die SPD vorne liegt. Allerdings könne sich das noch ändern, sagt Fahrenbach
Umfragen persönlich oder per Telefon
Die Wahlforschungsinstitute wenden sehr unterschiedliche Methoden für ihre Umfragen an. Das Allensbach Institut befragt immer noch persönlich. Sprich: Interviewer sitzen den Befragten direkt gegenüber. Andere Institute rufen Menschen auf dem Festnetz oder auch auf dem Handy an.
Aus den Rohdaten wird dann das, was wir als Sonntagsumfrage kennen. Allerdings korrigieren Wahlforscher die Ergebnisse noch etwas, denn nicht jede Bevölkerungsgruppe kann gleichermaßen gut erreicht werden: Ein 30-jähriger politikinteressierter Mann macht zum Beispiel eher bei einer Umfrage mit, als eine 65-jährige rechtskonservativ eingestellte Frau.
Zurzeit sagt noch ein Viertel der Wähler, sie seien unentschlossen, ob und wenn ja, wen sie wählen. "Also das heißt, da ist auch noch nicht alles verloren", sagt Christian Fahrenbach.