Wie wirken Baerbock, Scholz und Laschet auf Bildern? Ein Kommunikationsberater sieht große Unterschiede zwischen den Kandidaten. Dabei könnte einer sogar als Vorbild für die anderen dienen.
Es ist Wahlkampf, und überall sehen wir Bilder von Politikerinnen, am häufigsten von den Spitzen- und Kanzlerkandidaten und -kandidatinnen.
Manche Bilder entstehen einfach so, ohne dass die fotografierten Personen großen Einfluss auf die Bilder hätten, etwa wenn Fotografen von Presseagenturen oder sogar Privatpersonen sie machen. Andere Bilder sind inszeniert und sorgfältig ausgewählt - zum Beispiel die auf Wahlplakaten, die von den Parteien selbst erstellt und verbreitet werden.
Inszeniert Bilder sind unwichtiger geworden
Hendrik Wieduwilt, Moderator und Kommunikationsberater aus Berlin, sagt, Bilder im Wahlkampf würden sich auf zwei Weisen von früher unterscheiden:
- Zum einen sind Bilder wichtiger als früher, was daran liegt, dass Bilder generell einen höheren Stellenwert haben. Soziale Medien wie Facebook, Instagram und Twitter, die alltägliche Begleitung durch Smartphones mit hervorragenden Kameras sowie das quasi hürdenfreie Teilen von eigenen und fremden Bildern haben dazu geführt, dass Bilder omnipräsent sind. "Menschen gucken sich eher Bilder an, als sich ein Parteiprogramm durchzulesen", sagt Hendrik Wieduwilt. "Soziale Medien bevorteilen Inhalte, die bildhaft sind."
- Zum anderen hat die Flut von authentischen Bildern, von Schnappschüssen dazu geführt, dass inszenierte Bilder unwichtiger geworden sind, ist Hendrik Wieduwilt überzeugt. So könnten Bilder heute auch nicht mehr so gut manipulieren wie früher, weil die Transparenz und Offenheit insgesamt gestiegen sind.
Der Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock und ihren Konkurrenten Olaf Scholz und Armin Laschet würde Hendrik Wieduwilt mehr Ernsthaftigkeit empfehlen - weil die politische Situation angesichts Afghanistan, Klimawandel und Flutkatastrophe derzeit auch ernst ist. Allerdings relativiert er diesen Tipp bezogen auf Olaf Scholz, denn er würde auf Bildern sowieso schon ernst wirken und mit "festem Blick und fester Miene" erscheinen.
"Armin Laschet ist von sich aus nicht sehr fotogen, weil er klein ist und viel herumzappelt."
Scholz hätte nicht das Image "schlumpfig" zu sein, deswegen sei es auch unkritisch gewesen, in schwarzem T-Shirt zu einem offiziellem Termin aus einem Regierungsflieger zu steigen, obwohl er vermutlich im Flieger die Gelegenheit gehabt hätte, sich umzuziehen (siehe Bild oben und Tweet). "Bilder brauchen immer einen Resonanzkörper", sagt Hendrik Wieduwilt, also eine Art Vorurteil, das bestätigt werden kann. Bei Olaf Scholz in schwarzem T-Shirt würde es dieses Vorurteil nicht geben.
Annalena Baerbock bescheinigt Kommunkationsberater Hendrik Wieduwilt in der Regel gute Bilder, die gut inszeniert und von professionellen Fotografen gemacht werden. Bilder von ihr seien eher unauffällig.
Schlecht inszeniert
Armin Laschet dagegen sei manchmal nicht gut inszeniert worden, zum Beispiel als sein Rednerpult vor einem großen Müllhaufen in den Hochwassergebieten aufgestellt wurde (siehe Bild oben) - "da fragt man sich: Warum ist das passiert?" Außerdem hätte er es generell nicht so einfach, denn er ist klein "und zappelt viel herum", sagt Hendrik Wieduwilt. "Das lässt ihn manchmal unkontrolliert wirken."