Michael Kretschmer ist der alte und sehr wahrscheinlich auch neue CDU-Ministerpräsident in Sachsen. Seine Partei holte bei der Landtagswahl 32,1 Prozent der Stimmen und bleibt stärkste Kraft – trotz eines Minus von 7,3 Prozent. Dass die Partei damit vor der AfD landete ist wohl auch Michael Kretschmer zu verdanken, der reiste ohne Pause durch Sachsen. Er schüttelte Hände, diskutierte und lies sich beschimpfen. Ein richtiger Wahlkampf. Wir sprechen mit der Journalistin Antonie Rietzschel, die den Politiker während des Wahlkampfs begleitete.
Rausgehen und reden: Genau das hat der CDU-Politiker Michael Kretschmer während des Wahlkampfs unermüdlich getan. Er tingelte ohne Pause durch Sachsen und stellte sich den Bürgerinnen und Bürgern.
Es war wieder richtig Wahlkampf
Das war in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen: Sachsen wird seit 1990 durchgehend von der CDU regiert. Debatte und Diskussion mit der Wählerschaft gab es immer weniger. Aber genau das hat Michael Kretschmer gemacht. Er sei viel gereist und habe zahlreiche Dialogveranstaltungen besucht, so Antonie Rietzschel, Journalistin für die Süddeutsche Zeitung.
"Man konnte Michael Kretschmer kaum entkommen."
Michael Kretschmer stand an zig Info-Ständen der CDU – teils mit langen Reihen von Menschen vor sich. "Manche hatten ihr Aktentasche dabei", sagt Antonie Rietzschel. Sie wollten dem Ministerpräsidenten Dokumente zeigten und suchten Hilfe bei Gerichtsprozessen vor dem Sozialgericht. Kretschmer ließ sich die Sachen geben, so Antonie Rietzschel. Er werde sich kümmern, habe er gesagt.
Zuhören, aber auch Diskussion
Zugleich habe er keine leeren Versprechungen gemacht. Er habe die Diskussion gesucht, auch mit den Bürgerinnen und Bürger gestritten. Auf jeden Fall habe er gezeigt, dass er wirklich mit jedem und jeder ins Gespräch kommen will. "Man muss sagen, davon können sich auch andere Politiker viel abgucken", sagt Antonie Rietzschel.
"Michael Kretschmer zeigte ein bedingungsloses Wollen, mit jedem zu sprechen. Jeden anzureden. Auch zu streiten."
Michael Kretschmer muss nun eine neue Regierung bilden: Vermutlich wird es eine sogenannte Kenia-Koalition aus CDU, SPD und Grünen. Und dann wird es darum gehen, Politik zu machen, aber auch die Debatte aufrechtzuerhalten. Denn die Wahl habe die Menschen stark politisiert, so Antonie Rietzschel.
"Die Wahl hat die Leute in Sachsen unheimlich politisiert. Auch im ländlichen Raum. Das Traurige ist: Sie hat auch polarisiert."
Diesen Dialog aufrecht zu erhalten, auch Brücken zu bauen, könne der Landesvater allein nicht schaffen. Antonie Rietzschel sieht hier auch die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen in der Pflicht, rauszugehen und zu reden.