Anleitung laden, Sturmgewehr ausdrucken und direkt losballern? Ja, so einfach ist es beinahe. Die Sicherheitsbehörden sorgen sich wegen Waffen aus 3D-Druckern.
Schusswaffen, die mit Hilfe von 3D-Druckern produziert werden, werden mehr. Das schließt Europol mit Blick auf die in den vergangenen Jahren beschlagnahmten Waffen. Die Europäische Polizeibehörde hat angekündigt, ein Expertennetzwerk zu Waffen aus dem 3D-Drucker ins Leben zu rufen.
In Deutschland ist bislang kein Fall bekannt, bei dem ein Waffe aus einem 3D-Drucker gegen Menschen eingesetzt worden ist. Das ist das Ergebnis einer Anfrage der Bundestagsfraktion der Linkspartei.
Die Herstellung solcher Waffen ist ohne eine entsprechende Lizenz in Deutschland verboten. Wer keine Waffenherstellungserlaubnis vorweisen kann, dem drohen bis zu fünf Jahren Gefängnis.
Bauanleitungen für Schusswaffen dürfen verbreitet werden
"Ein Problem ist sicher auch, dass die Verbreitung von Bauanleitungen für Schusswaffen bislang in Deutschland nicht grundsätzlich verboten ist", findet Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte.
Tatsächlich sind seit 2020 vier Fälle dokumentiert, in denen Schusswaffen mit Teilen aus dem 3D-Drucker bei Durchsuchungen oder Ermittlungen gefunden wurden. Der bekannteste Fall ist der rechtsextremistische Anschlag von Halle 2019. Der Täter hatte zwei Pistolen dabei, die teilweise per 3D-Drucker hergestellt worden waren.
DIY-Waffen
Sowohl die Bundesregierung als auch die Gewerkschaft der Polizei fürchten, dass die Zahl dieser DIY-Waffen zunehmen wird. Es werde immer einfacher und günstiger tödlichen DIY-Waffen herzustellen, sagt Martina. Sie weist auf ein eine Community von Hobby-Waffennarren hin, die detaillierteste Bauanleitungen für Pistolen und Sturmgewehre austauschen.
"Mit Hilfe dieser Bauanleitungen kann im Prinzip jeder die verschiedenen Teile einer Waffe mit einem 3D-Drucker ausdrucken. Diese Teile sind aus Kunststoff, ähnlich wie bei einem Bausatz für ein Modell-Flugzeug."
Zwei Beispiele zeigen, dass diese Anleitungen auch genutzt werden. Beide stehen im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen rechtsterroristische Netzwerke:
- im April 2021 hat die Polizei auf Teneriffa eine Waffenwerkstatt für solche Waffen ausgehoben.
- einen ähnlichen Fall hat es in der Slowakei gegeben.
Die Behörden versuchen nun zu erzwingen, dass die Waffen aus dem 3D-Drucker eine Seriennummern enthalten. Wie andere Waffen auch sollen sie so rückverfolgbar werden. Martina sagt: "Diese Regelung tritt am 01.08.2022 in Kraft, dürfte aber an dem Problem wenig ändern."
Das Material für den Bau solcher DIY-Schusswaffen kann recht unproblematisch ohne Genehmigung gekauft werden. Experten fordern, dass der Handel mit entscheidenden Komponenten stärker überwacht wird - so wie das zum Beispiel bei bestimmten Chemikalien gemacht wird, die für den Bombenbau verwendet werden können.