Der Immobilienkonzern Vonovia möchte die Deutsche Wohnen schlucken. Mieterschutzverbände reagieren darauf mit Sorge und Skepsis. Die scheinbar mieterfreundlichen Zusagen der Immobilienkonzerne hält Jutta Hartmann vom Deutschen Mieterbund für heiße Luft – mehr nicht.
Schließen sich die Immobilienkonzerne Vonovia und sein bisheriger Konkurrent Deutsche Wohnen zu Vonovia SE zusammen, würde eine Art Mega-Immobilienkonzern entstehen – es wäre der größte in Europa.
Pläne für solch eine Fusion hatte Vonovia in der Vergangenheit schon zwei Mal, zuletzt vor fünf Jahren. Damals ist das Vorhaben gescheitert, weil nur rund ein Drittel der Aktionärinnen und Aktionäre der Deutsche Wohnen dem Übernahmeangebot zugestimmt hatten.
Vonovia gehörten in Deutschland Ende des vergangenen Jahres gut 354.000 Wohnungen. Die Deutsche Wohnen besitzt mehr als 155.000 Immobilien, davon etwa 114.000 in Berlin. Damit ist der Immobilienkonzern dort der größte Privatvermieter.
Mehr Mieterschutz? Wohl kaum.
Für die Mieterinnen und Mieter würde eine Fusion vor allem eines bedeuten: nichts Gutes, sagt Jutta Hartmann vom Deutschen Mieterbund. Beide Unternehmen sind Teil des Deutschen Aktienindex (DAX), der Zusammenschluss würde ihnen in erster Linie höhere Renditen und Dividenden in Aussicht stellen.
"Wenn sich zwei große Immobilienkonzerne, die im DAX gelistet sind, zu einem Immobiliengiganten zusammenschließen, geschieht das natürlich nicht aus Gründen für den Mieterschutz."
Auf der Seite der Mieterschutzverbände lässt der Zusammenschluss von Vonovia und Deutsche Wohnen die Sorgen um bezahlbaren Wohnraum – vor allem in Großstädten – steigen. Es wurde zwar angekündigt, dass der Immobilienkonzern nach einer Fusion auf eine soziale und nachhaltige Wohnungspolitik setzen, aber die Mieterschutzverbände glauben nicht wirklich daran.
Ein Sozialpakt, der keiner ist
Für Jutta Hartmann ist das ein leeres Versprechen. Im Rahmen dieses Sozialpaktes sollen die Mieten zum Beispiel in den nächsten drei Jahren um maximal ein Prozent pro Jahr steigen.
In Berlin ist eine Mieterhöhung im Bestand allerdings schon ausgeschöpft, erklärt sie, die Mieterinnen und Mieter haben also nichts von dieser Zusage. Zudem beziehe sich diese Erhöhung bei genauem Hinsehen nur auf die Immobilien in Berlin, nicht auf den deutschlandweiten Bestand von Vonovia.
Kaufen, sanieren, teuer weitervermieten
Worauf der Sozialpakt hingegen nicht eingeht, ist, wie der Immobilienkonzern Mieterhöhungen nach Sanierung handhaben möchte, erklärt Jutta Hartmann. Das sei eine gängige Praxis von Vonovia: Der Konzern würde Wohnungen aufkaufen, diese sanieren und für viel Geld weitervermieten – und damit die Mietpreisbremse umgehen können.
Ähnlich verhält es sich mit der Zusage, dem Land Berlin 20.000 Wohnungen zum Kauf anzubieten. Hier sei abzuwarten, welche Immobilien Vonovia an das Land verkaufen möchte und zu welchem Preis.
"Wenn man sich den angeblichen Sozialpakt einmal genauer anschaut, entpuppt er sich leider in großen Teilen als heiße Luft."
Haben Mieterinnen und Mieter Probleme mit den Immobilienkonzernen, rät Jutta Hartmann dazu, sich Hilfe bei einem Mieterverein zu holen. Oder auch Druck auf die Politik zu machen, indem sie sich zum Beispiel einer Mieterbewegung anschließen.