Julian und Matze von der Berliner Band Von Wegen Lisbeth plaudern im großen Pfingstinterview mit Jenni Gärtner über kleine und große Fragen in Bezug auf Lockdown und Gesellschaft.
Matthias 'Matze' Rohde kam in der Pandemie eigentlich gut zurecht. Der Von-Wegen-Lisbeths-Sänger hat sich gerne alleine im Studio eingeschlossen und richtig viel Musik gemacht. "Ich war teilweise sogar kreativer war als sonst", sagt der Frontmann, "weil ich mich so Tunnelblick-mäßig abschotten konnte. Das hat mir voll geholfen." Dass ihm und seinen Kollegen das Bewusstsein für die Dinge in der Welt dennoch nicht abhanden gekommen ist, haben Von Wegen Lisbeth im Rahmen einer Initiative auf ihren Social-Media-Kanälen gezeigt.
"Uns ist da was aufgefallen"
Es war im Zuge einer Nominierung für einen Musikpreis Ende des vergangenen Jahres. Etwas sei ihnen aufgefallen, schrieben Von Wegen Lisbeth. Der Kreis der Nominierten habe "so einen leichten Seehofer-präsentiert-sein-Innenministerium-Vibe." Will heißen: keine Frauen. In der Folge kam es gar zu einer Zusammenarbeit mit Popmusikforscherinnen der Berliner Humboldt-Uni. Von Wegen Lisbeth wollen aber keinesfalls als gönnerhafte Unterstützer von Frauen in der Musikszene gelten.
"Ich finde es immer schwierig, wenn wir als fünf Typen uns so einen Schuh anziehen. Ich finde es relativ normal, dass einem das auffallen sollte."
Modernes Männerbild
Keine Vorreiterrolle also bei Von Wegen Lisbeth, eher eine große Lockerheit in Bezug auf die Rolle von Frauen in der Musik, ebenso wie auf ein sich entwickelndes neues Selbstverständnis von Männern. "Man merkt, dass sich das Bewusstsein dafür verändert hat", meint Julian, "zumindest auch bei uns in der Band, diese Stereotypen: Was ist männlich?" Das traditionelle Männlichkeitsideal spiele "hoffentlich in der nächsten Zeit, in den nächsten Jahren immer weniger eine
Rolle".