Enes wohnt verkehrstechnisch gut angebunden, trotzdem fährt er am liebsten mit dem eigenen Auto durch Hamburg. Generationsforscher Rüdiger Maas erklärt, warum die Generation Z mit Klimabewusstsein assoziiert wird, obwohl die Zahl junger Autobesitzer nicht sinkt.
Enes kann sich noch an sein Leben ohne Auto erinnern. Das hat sich vitaler angefühlt durch das viele Gehen und Erkunden, sagt der 27-Jährige. Seit sieben Jahren aber hat er eins. Autofahren ist für ihn heute ein Luxus, sagt er und eigentlich unverzichtbar zugleich. Ob beruflich oder privat, eigentlich macht er alle Wege mit dem Auto.
"Ich kann rauchen, krümele gerne, trinke Red Bull, bin mit einer Zigarette unterwegs, mit lauter Musik."
Der Arbeitsweg führt idealerweise von Tiefgarage zu Tiefgarage. Aktuell fährt Enes einen Kleinwagen mit dem Namen Coco. Fahrradfahren kommt für ihn nicht in Frage.
Kuschelzwang in der U-Bahn
"Sport ist Mord für mich", sagt er. U-Bahn, Bus und Co in seiner Heimatstadt Hamburg benutzt er wegen der erzwungenen Nähe zu anderen Menschen nicht gerne.
"Ich würde nicht auf ein Auto verzichten, weil man teilweise wirklich Schulter an Schulter und Popo an Popo in der Bahn sitzt und steht."
Außerdem wird auf seinem Arbeitsweg gerade an der Bahn gebaut und die Fahrtzeit würde sich um 30 Minuten verlängern. Mit seinem Auto macht er eigentlich alle Wege und achtet dabei eher nicht auf den Spritverbrauch.
"In den öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Lautstärke und die Fülle an Leuten das Problem. Die U-Bahn kommt alle fünf Minuten, aber ist trotzdem immer rappelvoll."
In der Generation Z ist Enes mit dieser Einstellung zur Mobilität nicht allein. Im Gegenteil. Nur etwa ein Zehntel der Menschen, die zur Gen Z gehören, lehne vielleicht Autos ab, diagnostiziert der Psychologe und Generationenforscher Rüdiger Maas. "90 Prozent leben nicht nachhaltig oder bewegen sich nicht nachhaltig", sagt er. Die Gen Z ist in etwa die Gruppe der Menschen aus den Jahrgängen 1997 bis 2012.
Eine laute, nachhaltige Minderheit
Sie habe ihren nachhaltigen Ruf dieser sehr lauten Minderheit zu verdanken, sagt er. Ein weiterer Fehlschluss: Nur weil weniger Menschen mit 18 unmittelbar den Führerschein machen, bedeutet das nicht, dass sich hier allgemeinere Aussagen zum Thema machen lassen.
"Wenn man die Studien vernünftig aufbaut, bestätigten die, dass 90 Prozent gar nicht nachhaltig leben oder sich gar nicht nachhaltig bewegen."
So werde der Blick auf die Gen Z verfälscht. Vielmehr sei ein Attitude-Behaviour-Gap zu beobachten. Rüdiger Maas erklärt ihn mit dem folgenden Beispiel: Bei der Befragung gäben viele an, beispielsweise Bioprodukte konventionellen Produkten vorzuziehen, gekauft werde dann aber mehrheitlich das billigere.
Das tatsächliche Verhalten eines Großteils der Gen Z sei eben nicht nachhaltig. Dazu gehören:
- Auto fahren, sich fahren lassen
- Fernreisen
- immer online sein
- jede Saison neue Kleidung kaufen
Zwar sei das Auto heute bei Mitgliedern der Gen Z nur eher selten Statussymbol. Die Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten seien aber doch übersichtlich.
"Man definiert sich heute nicht mehr so sehr übers Auto. Man definiert sich auch heute nicht mehr so sehr über die Arbeit. Da hat sich insgesamt auch viel verändert."
Für den Autofahrer Enes ziehen die Argumente gegen das Autofahren und den Autobesitz auch in der Stadt nicht. Das interessiert ihn nicht, sagt er. Auch wenn er sieht, dass es mehr und mehr Autos auf der Straße gibt. Seines ja stehe überwiegend in der Tiefgarage. "Das Auto wird man nicht sehen", findet er.
Meldet euch!
Ihr könnt das Team von Facts & Feelings über WhatsApp erreichen.
Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?
Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an factsundfeelings@deutschlandradio.de.
Wichtig: Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.
- Enes, berichtet, warum er auch in einer Großstadt nicht aufs eigene Auto verzichten will
- Generationsforscher und Psychologe Rüdiger Maas erklärt, wie sich die Bedeutung des Autos als Statussymbol über die Jahrzehnte verändert hat