Es gibt kaum verlässliche Zahlen über den internationalen Freiwilligendienst. Deshalb stützen sich die Aussagen der Anthropologin Noelle Sullivan auf ihre eigenen Beobachtungen in Tansania. Ihr Ergebnis ist erschreckend.
Die Wissenschaftlerin Noelle Sullivan hat im Rahmen der Fakultät Globale Gesundheitsforschung an der Northwestern University seit 2011 Freiwilligenarbeit in Tansania untersucht. Noelle Sullivan stützt sich auf 1600 Stunden Beobachtungszeit, in der sie die Interaktion Freiwilliger und Patienten beobachtete. Außerdem gibt sie an, mit mehr als 200 Freiwilligen gesprochen zu haben. Hinzukommen 48 Interviews mit ausländischen Freiwilligen und 90 Gesundheitsexperten.
Ihre Erkenntnis: "Some help does indeed cause harm." Die internationale Freiwilligen-Tourismusbranche hat ihrer Ansicht nach teilweise "desaströse Auswirkungen". Die wenigen Zahlen, die gesichert sind: Jährlich reisen geschätzt zehn Millionen Freiwillige in ihre Einsatzgebiete und geben dafür mehr als 3,5 Milliarden Euro aus. Vor allem Frauen sind als Freiwillige unterwegs. Wie viele sich für den Bereich des Freiwilligendienstes in der Medizin entscheiden, ist nicht bekannt.
Laien am Werk - Gefahr für Patienten
Der Schaden entsteht dadurch, dass es sich bei den Freiwilligen oft um unerfahrenes und nicht ausgebildetes medizinisches Hilfspersonal handelt. Trotzdem nehmen die Freiwilligen vor Ort Eingriffe vor, für die sie nicht ausgebildet sind, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Jenny Rieger. Das kann für die Patienten gefährlich werden. Dazu gehören Geburten, Wunden vernähen oder chirurgische Eingriffe. Die Folge: Patienten können bleibende Schäden davon tragen oder sogar sterben.
Gutes tun mit der richtigen Organisation
Welchen Nutzen hat dann diese Freiwilligenarbeit überhaupt? Kritische Stimmen sprechen gar von Neo-Kolonialismus: Die Freiwilligen verhindern die Beschäftigung oder Ausbildung Einheimischer. Wer diesem Vorwurf entgehen will, sollte die Organisation genau prüfen, mit der er ins Ausland geht: Ist sie zertifiziert? Müssen Mediziner eine Abschlussprüfung oder Berufserfahrung vorweisen?
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