Im Gemeinschaftsnest haben 150 Familien Platz. Jede hat dort ihr eigenes Apartment. Sozialer Wohnungsbau unter Vögeln? Die Bauten des Siedelwebers hat sich Tierexperte Mario Ludwig genauer angesehen.
Was Siedelweber wohnungsmäßig auf die Beine stellen, erinnert an einen modernen Wohnblock in der Großstadt. Die kleinen sperlingsgroßen Vögel sind im südlichen Afrika zu Hause. Sie bauen riesige Gemeinschaftsnester für bis zu 300 Vögel. Das sind schwere Wohneinheiten, die nicht jeder Baum tragen kann.
Mulikultivogelhaus
Wenn sich zwei bis drei Siedelweberpaare einen stabilen Baum ausgeguckt haben, geht es los. Sie bauen zuerst ein kuppelförmiges Dach, das vor Regen und Sonne schützt. In dieses weben sie eine Grasmatte. Mit Grashalmen bauen sie Wohnröhren daran, in denen jeweils ein Vogelpärchen Platz hat. Andere Brutpärchen erweitern dann die Wohnanlage.
"Ein Gemeinschaftsnest ist deutlich leichter zu verteidigen, als ein Einzelnest. Nähert sich ein Fressfeind dem Nest, hält die gesamte Siedelweberkolonie zusammen und verteidigt ihren Wohnblock gemeinsam."
Leer stehende Siedelweberwohnungen sind auch bei anderen Tieren sehr begehrt. Kleine Vogelarten wie Rosenpapageien, Aschenmeisen oder Perlkäuzen nutzen ihre Chance, sobald etwas frei wird. In bester Wohnlage bieten die Nester optimale klimatische Bedingungen bei fast lebensfeindlicher Hitze außerhalb. Am Rande der Kalahariwüste lassen sich glühend heiße Tage im Siedelweberwohnkomplex bei angenehmen Temperaturen überstehen.