Der Vitamin-D-Spiegel ist im Winter niedriger als im Sommer. Das ist normal. Die meisten Menschen in Deutschland sind aber generell mit Vitamin D unterversorgt. Wir klären, wann das ein Problem ist und für wen die Einnahme von Präparaten Sinn macht.
Bei den Empfehlungen zur Einnahme von Vitamin-D-Präparaten hat sich ein bisschen was getan: Im Sommer 2024 hat die internationale Endocrine Society eine neue Leitlinie herausgegeben. Vitamin D sollen demnach zu sich nehmen:
- Kinder und Jugendliche im Alter von 1 bis 18 Jahren, weil sie noch im Wachstum sind
- Menschen über 75, weil ihre Haut nicht mehr so gut Vitamin D produzieren kann
- Schwangere, weil dadurch das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen sinken könnte
- Menschen mit Prädiabetes, weil das unter anderem dabei helfen könnte, nicht an Diabetes zu erkranken
Vitamin D: Wichtig bei der Aufnahme von Kalzium
Ralf Oheim ist Knochenspezialist und Professor am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Er sagt, es ist normal, dass der Vitamin-D-Spiegel im Winter niedriger ist als im Sommer. Denn im Winter kommt bei uns zu wenig Sonne an, damit die Haut genügend Vitamin D bilden kann.
Wir brauchen Vitamin D, damit unser Körper Kalzium aufnehmen kann. "Wenn zu wenig Vitamin D da ist, nimmt der Körper das Kalzium aus den Knochen. Und das macht unser Knochen auf Dauer kaputt", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Julia Demann.
Es gibt auch immer mehr Hinweise, wofür unser Körper eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung außerdem braucht: etwa darauf, dass es unser Immunsystem unterstützt und uns so weniger anfällig für Atemwegsinfekte macht.
"Das Hauptproblem ist unser zivilisiertes Leben, dass wir angezogen in geschlossenen Räumen sind. Und selbst wenn es draußen toll ist, sind wir angezogen und in geschlossenen Räumen."
Eigentlich seien Menschen unter 60 Jahren in der Lage, im Sommer so viel eigenes Vitamin D zu bilden, um damit auch gut durch den Winter kommen. Die einzige Voraussetzung sei jedoch, dass wir uns auch viel im Freien aufhalten. Aber genau da beginne das Problem, sagt Ralf Oheim. Denn der Alltag der meisten Menschen in Deutschland sehe anders aus. Wir sind meistens komplett bekleidet und halten uns hauptsächlich in geschlossenen Räumen auf – im Winter wie im Sommer.
Die meisten Menschen sind mit Vitamin D unterversorgt
Es zeige sich deswegen, dass die meisten Menschen in Deutschland mit Vitamin D unterversorgt sind. Was hingegen nicht eindeutig sei, ist die Frage, für wen ein Mangel problematisch werde. Ein akuter Mangel in jungen Jahren sei noch kein Problem, so der Knochenspezialist. Aber ein fortdauernder Vitamin-D-Mangel könne im Laufe der Zeit negative Folgen haben – etwa für die Knochen.
Das Bundesamt für Strahlenschutz sagt: Die Hälfte der Zeit, die man ungeschützt in der Sonne bleiben kann, bis man einen Sonnenbrand bekommt, reiche aus, um Vitamin D zu bilden.
"Vitamin D wird ja im Muskel- und Fettgewebe gespeichert – und da sind wir alle einfach unterschiedlich ausgestattet."
Die tägliche Dauer für jeden und jede ist demnach stark abhängig vom Hauttyp und vom UV-Index. "Wie lange man damit auskommt, dazu gibt es sehr unterschiedliche Zahlen: von wenigen Wochen bis mehreren Monaten. Das kann auch daran liegen, dass Menschen einfach unterschiedliche Speicherkapazitäten haben", sagt unsere Reporterin Julia Demann.
Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel
Es stellt sich die Frage: Wenn Vitamin-D so wichtig für uns ist – ist es dann nicht allgemein ratsam, es im Winter als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen? Sowohl das Bundesinstitut für Risikobewertung als auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung schreiben, dass man – bis zu einer bestimmten Dosierung – auch als junge und gesunde erwachsene Person Vitamin D einnehmen kann.
Wenn wir von November bis März täglich 800 bis 1000 internationale Einheiten (IE) einnehmen, bestehe keine Gefahr der Überdosierung. "Aber wenn man jetzt keinen krassen Mangel hat, wird man auch nicht so viel Positives merken", sagt Julia Demann.
Ein Blick auf die Packungsangaben lohnt sich
Ob wir Vitamin D in Form von Tropfen oder Tabletten einnehmen, sei im Prinzip egal, so unsere Reporterin. Es kommt allerdings darauf an, ob man Nahrungsmittelunverträglichkeiten hat, so der Internist und Endokrinologe Stephan Scharla. Wichtig ist, dass man das Vitramin D zu einer Mahlzeit einnimmt.
Außerdem gibt es einige Präparate, die bedenkliche Stoffe wie etwa Talkum enthalten. Da lohnt sich ein Blick auf die Packungsangaben. "Stiftung Ökotest hat auch letztens nochmal Vitamin-D-Präparate getestet. Da gibt es nur zwei, die richtig gut abschneiden. Aber wenn man in eine Apotheke geht, wird man in der Regel gut beraten", sagt Reporterin Julia Demann.