Die Luft in deutschen Städten ist schlecht. Und was macht die Politik? Nicht genug, sagt Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bayerischen Landtag.
Die EU-Kommission klagt gegen Deutschland und in Hamburg stehen Fahrverbote für Diesel - auf bestimmten Strecken - kurz bevor. Nur: Wer ein Verbot ausspricht, zeigt gleichzeitig auch, dass er mit seinen Ideen und Visionen am Ende ist. Es gibt zwei Ebenen bei diesem Problem, sagt Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bayerischen Landtag.
- Die jetzigen Fahrverbote sind eine Art Notwehr, weil die Luft einfach zu dreckig ist und schnell etwas passieren muss.
- Langfristig müssten aber natürlich die Alternativen zum Autofahren attraktiver und besser werden, also der ÖPNV, die Möglichkeiten für Fahrradfahrer und Fußgänger.
"Bei zweispurigen Straßen sollte in Zukunft eine Spur für Busse und Fahrräder reserviert bleiben."
Mehr Busse in den Städten
Um den Autoverkehr immer weiter aus den Ballungsgebieten hinauszutreiben, wünscht sich Hartmann zudem, dass es in deutschen Städten bessere und häufigere Busverbindungen gibt.
Damit sollen nicht die Autofahrer geärgert werden, so Hartmann. Es gehe vielmehr darum, die Luft für die Menschen besser zu machen, die in den Städten leben.
Autos, Busse, Fußgänger, Radfahrer - eine Stadt kann nie allen gerecht werden
Die Menschen wollen von A nach B fahren. Sie wollen nicht in erster Linie Auto fahren, ist sich der Verkehrsexperte sicher. Der Lebensraum in einer großen Stadt sei begrenzt: Eine Auto-, Fußgänger-, Fahrrad- und Busfreundliche Stadt könne es daher nicht geben. Die Verantwortlichen müssten sich für einen Schwerpunkt entscheiden.
"Es fehlt der Mut und die Entschlossenheit für eine neue Mobilitätspolitik."
Hartmann schwebt zum Beispiel ein einfacheres Tarifsystem vor – ganz nach dem Beispiel Wien, wo das 365-Euro-Ticket die Zahl der ÖPNV-Fahrgäste drastisch gesteigert hat.
Grünes Baden-Württemberg (?)
In Baden-Württemberg ist die Regierung grün geführt, Stuttgart hat zudem einen grünen Bürgermeister. Trotzdem passiert wenig. Wenn die Bundesregierung mitspielen würde, wäre das anders, sagt Hartmann. Es geht unter anderem um die Einführung einer blauen Plakette. Die Regierung Baden-Württembergs plant zudem ein flächendeckendes Bus- und Bahn-Angebot für das gesamte Bundesland - werktags von 5 Uhr bis Mitternacht.
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