Ines lebt die Vier-Tage-Woche und hat meistens mittwochs frei. Arbeitspsychologin Karoline Schubert kennt die Effekte und sagt: An vier statt an fünf Tagen zu arbeiten, kann die Arbeitsleistung sogar erhöhen.
Ines arbeitet an vier Wochentagen statt an fünf. Sie macht dafür etwas weniger Homeoffice, schafft ihren Workload und bleibt nicht an einem festen Tag zu Hause.
Diese Flexibilität hat sich der Chef der Agentur, für die Ines arbeitet, gewünscht. Sie ist AR- und VR-Designerin. Erst haben sie die Vier-Tage-Woche einen Monat lang ausprobiert, erzählt Ines. Beide Seiten waren mit dem Ergebnis zufrieden, und seitdem arbeitet die Designerin weiterhin nur vier Tage statt fünf. Ines liebster freier Tag ist der Mittwoch geworden. Sie fühle sich dann zweimal in der gesamten Woche wie im Wochenende, erklärt sie.
"Mittwoch ist mein Favorit, weil man immer nur zwei Tage am Stück arbeitet. Dann hat man zweimal das Wochenendfeeling in der Woche."
Ines hat mehr Zeit für Kreativität gewonnen und, wie sie überrascht feststellt, auch für Sport. Eigentlich sei sie eher ein Computermensch, auch in ihren persönlichen Projekten. In der Zeit, als sie noch Vollzeit gearbeitet hat, hat sie gemeinsam mit einem Freund ein Game entwickelt, was sie aber immer nach der Arbeit gemacht hat. Heute kann sie das an ihrem freien Tag machen.
Über die Standard-Arbeitszeit sagt sie: "40 Stunden arbeiten. Ich war erst einmal ein bisschen geschockt, wie viel Zeit das dann doch ist." Kreativität brauche eigentlich viel Zeit, ist sie überzeugt.
"Als Grundvoraussetzung muss gegeben sein, dass man entspannt ist."
"Purry Furry Adventurry" heißt das Spiel, das sie in ihrer Freizeit entwickelt hat. Darin läuft die Spielfigur in Gestalt einer Katze ständig vor dem kontaktfreudigen Frauchen weg und schiebt auf dem Weg fröhlich störende Hunde beiseite.
Erwerbsarbeitszeit und Freizeit
Die Arbeitspsychologin Karoline Schubert unterscheidet grundsätzlich zwischen Erwerbsarbeitszeit und anderer Zeit. Trotz anderer Pflichten und Aufgaben in dieser Zeit sei das dann im weitesten Sinne Freizeit.
Die Wissenschaftlerin sagt, das umfasse mindestens die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten, sei aber abgesehen davon eine ziemlich individuelle Angelegenheit.
"Die Idee einer Arbeitszeitreduzierung wäre schon, dass man die Arbeit reduziert und nicht einfach die Arbeitszeit zusammenquetscht auf vier Tage."
In der Arbeitswelt der Vergangenheit sei die einzelne Persönlichkeit nicht so sehr Teil der Arbeit gewesen. Jeder Mensch brauche deswegen Zeit, um sich zu erholen, nicht nur um gemäß einer mechanistischen Vorstellung die Arbeitskraft wiederherzustellen. Arbeitskraft werde heute eher in erledigten Aufgaben gemessen.
Mehr Wohlbefinden mit 4-Tage-Woche
Acht Stunden einfach stur mitzuloggen sei nicht unbedingt erforderlich und auch nicht unbedingt üblich, sagt Karoline Schubert. Sie weist darauf hin, dass die Vier-Tage-Woche in Island relativ großflächig getestet worden ist.
Inzwischen werde die Vier Tage-Woche dort flächendeckend angeboten. Das Ergebnis sei ein messbar größeres Wohlbefinden und eine bessere Vereinbarkeit der Arbeit mit Aufgaben außerhalb der Erwerbszeit – bei gleichbleibender und eventuell sogar gesteigerter Leistungsbilanz.
"Die Leistung ist nicht gesunken, die haben gleiche Leistung erbracht, wenn nicht sogar ein bisschen mehr."
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- Ines, arbeitet vier Tage wöchentlich als AR- und VR-Designerin
- Karoline Schubert, Arbeitspsychologin, Institut für Arbeits- und Organisationspsychologie, Universität Leipzig