Rihanna, Beyoncé, Taylor Swift und Lady Gaga. Alles Frauen, alle erfolgreich. Trotzdem sieht es in Sachen Gleichberechtigung bei Frauen und Männern im deutschen Pop schlecht aus. Und es wird sogar immer schlimmer.

2006 ging es noch. In dem Jahr stammten in den Top-100-Single-Charts 40 Prozent der Songs von Frauen. Diese Daten hat die Verwertungsgesellschaft GEMA, die sich um die Musikrechte der Musikerinnen und Musiker kümmert, gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk erhoben. Seit 2006 ist der Anteil der Frauen, die in den Charts vertreten sind, immer weiter gesunken. 

Fast nur Männer in den Charts

Noch schlimmer sieht es hinter den Kulissen aus: Bei sehr erfolgreichen Songs in den Charts schreiben die meisten Musiker die Songs nicht ganz alleine, sondern gemeinsam mit anderen Komponisten. Und in diesem Falle ist die männliche Form völlig korrekt, denn bei den erfolgreichsten Radio-Titeln zwischen 2001 und 2016 waren gerade mal zehn Prozent der Songschreiber weiblich. 

"Auf unserer Playlist sind fast ein Drittel Frauen. Die übrigen zwei Drittel gehen nicht komplett an die Jungs, es gibt auch Bands, bei denen Männer und Frauen zu hören sind - aber auch bei uns überwiegen die männlichen Stimmen"
Anke van de Weyer, Deutschlandfunk Nova
Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Den Stellenwert von Frauen im Musikbusiness, bilden Preisverleihungen ab: #Grammysomale, so beschwerten sich Musikerinnen wie Pink und Lorde, weil in diesem Jahr nur 17 Frauen einen Grammy gewonnen haben. In den letzten fünf Jahren gingen weniger als 10 Prozent der Grammy-Nominierungen an Frauen. Beim deutschen Äquivalent, dem Echo, sieht es ein wenig besser aus.

Helene Fischer schönt die Statistik

Das liegt aber daran, dass der Echo Pop Preise für Künstler und Künstlerinnen vergibt. Aber in der Kategorie Newcomer sieht es schon wieder anders aus: In den letzten zehn Jahren haben achtmal Männer geworden. Und beim Album des Jahres sorgt alleine eine Musikerin für eine ausgeglichene Quote: Helene Fischer hat den Preis in den letzten zehn Jahren gleich dreimal gewonnen. 

Dass Frauen auch 2018 immer noch so unterrepräsentiert im deutschen Pop sind, darf eigentlich nicht wahr sein. Gründe wie "Frauen machen einfach schlechtere Musik", sind schlicht blödsinnig. Woran es wirklich liegt, ist allerdings schwer zu benennen. 

Mehr zum Thema:

  • Ed Sheeran, Deutschrap und kaum Frauen  |   Was die Spotify-Charts über das Musikjahr 2017 sagen - und was nicht.
  • "Vielleicht brauchen wir doch ne Quote"  |   Mirca Lotz ist Bookerin und organisiert Festivals. Ihre Mission: Gleichberechtigung im Musikbusiness. Das heißt: Bei Festivals müssen genauso viele weibliche wie männliche Künstler auftreten. Wie sie das erreichen will, hört ihr im Interview.
  • Vielfalt weiblicher Acts beim Pop-Kultur in Berlin  |   Frauen in der Popmusik sind nicht nur gestylte Frontfrauen, die nett singen und tanzen. Es gibt viele Künstlerinnen oder Produzentinnen, die mit ihren anspruchsvollen Konzepten einfach nicht gebookt werden. Ganz anders beim Pop-Kultur in Berlin.
Shownotes
Musik-Business
Zu wenige Frauen in den deutschen Charts
vom 22. Februar 2018
Moderation: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartnerin: 
Anke van de Weyer, Deutschlandfunk Nova