Gemüse wird in Monokulturen auf großen Flächen angebaut und dann durch halb Europa gekarrt. Davon, dass das umweltschonender geht, sind drei Gründer aus Israel überzeugt und haben einen smarten Gewächsschrank entwickelt. Das Ziel: Das Gemüse soll direkt im Supermarkt wachsen.
Das Unternehmen Infarm lässt Kräuter und Gemüse in smarten Indoor-Glasschränken heranwachsen, also dort wo es gegessen oder gekauft wird - in Supermärkten zum Beispiel.
Investoren haben der Berliner Firma jetzt 88 Millionen Euro Risikokapital zur Verfügung gestellt. Zusammen mit 24 Millionen aus den Jahren zuvor hat Infarm jetzt also 112 Millionen Euro Risikokapital eingesammelt. Mit dem neuen Geld will das Unternehmen in weitere Länder expandieren - auch in die USA und nach Japan.
"Nahrung macht 17 Prozent unseres CO2-Fußabdrucks aus."
Die Nahrungsmittelproduktion macht rund ein Fünftel unserer Treibhausgasemissionen aus. Einen großen Anteil daran hat der Transport. Obst und Gemüse dort wachsen zu lassen, wo es verzehrt wird, trägt in der Regel dazu bei, den CO2-Ausstoß zu verringern.
Frisch und klimaschonend
Infarm wurde 2013 von den Brüdern Guy und Erez Galonska und von Osnat Michaeli gegründet. Sie stammen aus Israel und sind vor sechs Jahren mit ihrer Idee nach Berlin gekommen.
Einerseits geht es ihnen um eine Verbesserung der CO2-Bilanz und Kostenreduzierung, weil die Lagerung und der Transport wegfallen. Andererseits geht es ihnen auch um die Frische der Produkte.
Pflanzen wachsen übereinander
Infarm baut smarte Gewächshäuser in verschiedenen Größen. Darin werden die natürlichen Bedingungen Tag und Nacht und Regen und Sonne simuliert und die optimale Versorgung mit Nährstoffen sichergestellt.
Das Konzept gehört im weiteren Sinne zum Vertical Farming, weil die Pflanzen in diesen Schränken vertikal in mehreren Ebenen übereinander angebaut werden - anders als auf dem Feld.
Ideale Bedingungen fürs Gemüse
Der gesamte Anbau wird permanent digital überwacht und gesteuert. Viele Faktoren wie pH-Wert, Temperatur oder Nährstoffdichte der Pflanzen werden ständig mit Sensoren überprüft. Der Urban Gardener muss dann im Idealfall nur noch säen und ernten.
"Die Pflanze hat immer das Optimum an Feuchtigkeit. Alles wird so gesteuert, dass der Grünkohl oder die Kräuter möglichst gut wachsen."
Infarm richtet sich eher an Großverbraucher, also Supermärkte oder Restaurants. Ein paar Hundert der Zuchtschränke sind schon im Einsatz.
Die Firma Agrilution aus München entwickelt solche vertikale Farmen für den Privatgebrauch. Diese haben zwei Ebenen mit Saatmatten - zum Beispiel für Kräuter oder Salat. Kein günstiges Vergnügen: Ein Gewächsschrank kostet momentan knapp 3000 Euro.