Das Kennedy-Attentat, die Mondlandung oder 9/11 - manche Ereignisse beflügeln Verschwörungstheoretiker auf der ganzen Welt. Das Internet macht es ihnen noch einfacher, ihre Wahrheiten zu verbreiten.

Du musst nur nach oben schauen, dann siehst du sie: Kondensstreifen von Flugzeugen am Himmel. In der Welt einiger Verschwörungstheoretiker sind sie aber mehr als das. Sie glauben, dass Flugzeuge systematisch Gift versprühen. Um uns heimlich zu vergiften. Beweise dafür gibt es natürlich nicht - aber viele Theorien, wer dahinter steckt.

"Verschwörungstheorien haben wie wissenschaftliche Theorien gewisse Grundannahmen. Aber sie lassen sich nicht falsifizieren."
Michael Butter, Amerikanistik-Professor an der Universität Tübingen

Verschwörungstheorien gab es schon immer. Man kann sie lustig finden und als Unsinn abtun. Nur können sie auch gefährlich sein. Wenn sie geschichtliche Wahrheiten leugnen und instrumentalisiert werden, beispielsweise. Echte Verschwörungstheoretiker sind kaum erreichbar.

"Leute, die an Verschwörungstheorien glauben, sind immun gegenüber Gegenargumenten. Wenn man sie damit konfrontiert, glauben sie am Ende sogar noch stärker an die Verschwörungstheorie."
Michael Butter, Amerikanistik-Professor an der Universität Tübingen

Darum muss man versuchen, die Leute vorher zu erreichen, sagt Wissenschaftler Michael Butter, der sich im Forschungsnetzwerk "Comparative Analysis of Conspiracy Theory" mit dem Ursprung und der Wirkung von Verschwörungstheorien beschäftigt.

Verschwörungstheorien gab es schon immer

Es gab schon vor Jahrhunderten Leute, die ihre eigenen Wahrheiten erfunden und verbreitet haben, sagt er. Nur wirkt das Internet in unserer heutigen Zeit wie ein Katalysator: Sich zu vernetzen und Meinungen auszutauschen, ist im Netz natürlich viel einfacher. Und mit ein paar Klicks kommt man von Kondensstreifen zu Chemtrails.

"Verschwörungstheorien sind besonders attraktiv für diejenigen, die marginalisiert sind oder sich marginalisiert fühlen."
Michael Butter, Amerikanistik-Professor an der Universität Tübingen

Was Verschwörungstheorien so anziehend macht: "Sie machen ein Sinnangebot", sagt Michael Butter. Sie benennen Schuldige oder bieten einfache Lösungen an, auch da, wo es die vielleicht gar nicht gibt.

Seine Forschung soll denjenigen helfen, die mit Verschwörungstheoretikern zu tun haben: Ärzten, die sich mit Impfgegnern auseinandersetzen müssen etwa. Oder auch Lehrern - damit sie ihren Schülern beibringen können, wie man im Internet seriöse von unseriösen Quellen zu unterscheiden lernt.

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Shownotes
Verschwörungstheorien
Es ist nicht, wie es scheint
vom 12. Januar 2016
Moderatorin: 
Inga Hinnenkamp
Gesprächspartner: 
Michael Butter, Amerikanistik-Professor an der Universität Tübingen