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Das Coronavirus ist eine Entwicklung der Mächtigen, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Schon klar. In Zeiten wie diesen kursieren auch die Verschwörungstheorien, alte wie neue. Selbst Prominente mit hoher Reichweite machen mit.

Das Coronavirus bietet sich für Verschwörungstheorien geradezu an. Es ist neu, betrifft die ganze Welt im Großen, aber auch jeden Einzelnen, und es hat das Potenzial, große Schäden anzurichten. So ist es nicht verwunderlich, dass es auch rund ums Coronavirus viele Verschwörungstheorien gibt - wobei Alexander Waschkau lieber von "Verschwörungsmythen" spricht.

Alexander ist Psychologe und betreibt seit rund zehn Jahren den Podcast Hoaxilla, der sich mit diesem Thema beschäftigt. Er sagt: "Eine Theorie impliziert was Wissenschaftliches. Verschwörungsmythen dagegen sind Dinge, an die Menschen glauben. Und Glauben kann man schlecht weg argumentieren, deswegen gefällt mir der Begriff Verschwörungsmythos eigentlich viel besser."

"Verschwörungsmythen sind Dinge, an die Menschen glauben. Und Glauben kann man schlecht weg argumentieren."
Alexander Waschkau, Psychologe, betreibt den Podcast Hoaxilla

Rund um Corona tauchen gerade viele Mythen wieder auf, die schon lange kursieren. Mal hat die geheime Weltregierung ihre Finger im Spiel oder einige jüdische Familien, die alles kontrollieren. Der Q-Anon-Verschwörungsmythos – das Bild oben zeigt ihre Symbole – , hält Corona für eine Erfindung, um etwas anderes zu vertuschen.

Eine Variante davon: In Kinderkörpern werden Substanzen entwickelt, die sich die Schönen und Reichen als Verjüngungsserum spritzen können. Auch auf dem Krankenhausschiff, auf dem in New York Patienten behandelt wurden, waren laut Mythos versklavte Kinder.

"Eine Verschwörungsmythos-Variante ist, dass Kinder gequält werden, damit in ihren Körpern eine Substanz entwickelt wird, die sich dann die Schönen und Reichen als Verjüngungsserum spritzen."
Alexander Waschkau, Psychologe, betreibt den Podcast Hoaxilla, über die Q-Anon-Verschwörungstheorie

Es geht aber auch ein bisschen weniger dramatisch: Es kursiert gerade ein Dokument der Bundesregierung, das angeblich eine Impfpflicht ab dem 15.05.2020 vorsieht.

Auch der Promi Detlef D Soost verbreitet diese Info gerade auf Facebook . Der Konzern ist wegen seiner zögerlichen Haltung gegenüber Corona-Mythen inzwischen fast so bekannt wie für seinen fragwürdigen Umgang mit persönlichen Nutzerdaten.

Alexander Waschkau weist darauf hin, dass von einer Impflicht in dem Dokument keine Rede ist. "Das ist sehr bedauerlich, wenn Menschen mit einer großen Reichweite so was teilen, sich aber nicht die Mühe machen zu verifizieren, ob das überhaupt stimmt", sagt er.

Attila Hildmann lebt ab jetzt im Untergrund

Auch Ärzte machen mit, wie der HNO-Arzt Bodo Schiffmann, der behauptet, dass es in Italien gar keine echte Corona-Krise gebe. Oder der freie Journalist und Youtube Ken Jebsen, der meint, Bill und Melinda Gates kontrollierten mit ihrer Stiftung und ihrem Geld die Weltgesundheitsorganisation und am Ende auch die Regierungen.

Sie seien darauf aus, mit weltweiten Impfprogrammen Profite zu machen. Das entsprechende Youtube-Video wurde millionenfach abgerufen. Das Geschickte an der Argumentation ist, dass Teile durchaus stimmen: Zum Beispiel fördert die Gates-Stiftung tatsächlich die Entwicklung und Verbreitung von Impfstoffen.

"Dann gibt es kleine Fakten, daran hängt man sich auf und sagt: Da stimmt doch was, dann muss der Rest auch stimmen. Das ist das Tückische an Verschwörungsmythen."
Alexander Waschkau, Psychologe, betreibt den Podcast Hoaxilla

Ebenfalls tückisch: Wer einmal tief drin steckt und an einen Verschwörungsmythos glaubt, ist oft schwer vom Gegenteil zu überzeugen, egal, wie viele gute Argumente oder wissenschaftliche Belege man liefert. Promis könnten es mit ihrer großen Reichweite aber zumindest mal versuchen, meint Alexander Waschkau: "Schöner wär es, wenn es jetzt Prominente gäbe, die sagen: Wie finde ich denn verlässliche Informationen im Netz?"

"Schöner wär es, wenn es jetzt Prominente gäbe, die sagen: Wie finde ich denn verlässliche Informationen im Netz?"
Alexander Waschkau, Psychologe, betreibt den Podcast Hoaxilla

Attila Hildmann ist als veganer Koch bekannt geworden und einer von mehreren Prominenten, Journalisten und Ärzten, die im Moment nicht nur die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung kritisieren, sondern auch Verschwörungstheorien verbreiten. Jetzt hat er angekündigt, im Untergrund leben zu wollen.

Verschwörungsgläubiger während der sogenannten 6. Hygienedemo am 01.05.2020 in Berlin
© imago images | Seeliger
Verschwörungsgläubiger während der sogenannten 6. Hygienedemo am 01.05.2020 in Berlin

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Shownotes
Pandemie
Verschwörungs-Mythen und Coronavirus: Weltherrschaft und versklavte Kinder
vom 05. Mai 2020
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk-Nova-Reporter