Gleich tonnenweise entsorgen deutsche Unternehmen und Verbraucher Lebensmittel, die noch essbar sind. Sie sollen es freiwillig ändern, meint Julia Klöckner. Containern bleibt verboten.
Die Bundesregierung möchte die Verschwendung von Lebensmitteln eindämmen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) strebt an, die Menge von derzeit jährlich 11 Millionen Tonnen weggeworfener Nahrungsmittel bis 2030 zu halbieren. Das Kabinett hat dazu ein Strategiepapier verabschiedet.
Allerdings soll das Ziel nicht durch neue gesetzliche Regelungen oder Gesetzesänderungen erreicht werden, sondern durch Selbstverpflichtungen, um den Wettbewerb nicht einzuschränken, wie es in dem Papier heißt. Unternehmen, Organisationen, Politik und Wissenschaft werden also zu Vorschlägen aufgefordert.
Die Hoffnung der Ministerin: Selbstverpflichtungen könnten Hindernisse bei der Weitergabe von Lebensmitteln beseitigen. Und sie könnten bei der Vermeidung von Abfällen, bei der Herstellung und beim Transport helfen. So könnten etwa Waren in kleineren Mengen und dafür häufiger geliefert werden. Auch neue Informationstechnik könnte helfen, Abfälle zu reduzieren, etwa durch intelligente Verpackungen, die - anders als das Mindesthaltbarkeitsdatum - den tatsächlichen Verfall eines Produkts sichtbar machen.
Spendepflicht für große Supermärkte in Frankreich
Katharina Hamberger, unsere Korrespondentin im Hauptstadtstudio, erinnert daran, dass in Frankreich bereits seit drei Jahren ein Gesetz gilt, das Betreiber von Supermärkten verpflichtet, Lebensmittel zu spenden. Es gilt ab einer Geschäftsgröße von 400 Quadratmetern.
"Die Ministerin sagt, bisher ist das in Deutschland auf freiwilliger Basis ganz gut gelaufen."
Bei der Pressekonferenz zu dem Strategiepapier wurde Julia Klöckner auch nach dem Containern gefragt. Das Verwerten von Lebensmitteln direkt aus den Müllbehältern von Supermärkten möchte sie nicht erleichtern oder gar gesetzlich gestatten. Zwei Studentinnen wurden im Januar 2019 deswegen zu Geldstrafen verurteilt.
"Zum Thema Containern: Da möchte Julia Klöckner nicht ran. Da möchte sie nichts ändern."
Die Bereiche Lebensmittelverschwendung von Unternehmen und Verschwendung seitens der Verbraucher werden gemeinsam behandelt. Letztere sollten ihren Konsum hinterfragen und prüfen, ob Lebensmittel wirklich nicht mehr genießbar seien.
Zur Einordnung: 19 Prozent der Lebensmittelabfälle entstehen bei Großverbrauchern, 14 Prozent im Lebensmittelhandel und 39 Prozent beim Konsumenten. Zu diesem Ergebnis kommt eine WWF-Studie von 2015. Sie geht von jährlich 18 Millionen Tonnen weggeworfener Lebensmittel in Deutschland aus.
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