Der Chef der kanadischen Cyberwährungsbörse QuadrigaCX ist gestorben. Leider war er der einzige, der das Passwort für den Zugang zu den 140 Millionen Dollar Kundenguthaben kannte.
Die Kunden der Cyber-Bank QuadrigaCX sind jetzt in heller Aufregung, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Michael Gessat. Die Cyberwährungsguthaben sind im Grunde verschlüsselte Dateien. Dass sie sicher abgespeichert werden, ist das A und O.
Gerry Cotten, der Gründer und Chef der Cyberbörse, hat das wohl auch getan. Seine Witwe hat nun aber eine eidesstattliche Erklärung abgegeben: Gerry Cotton sei im Dezember in Indien verstorben – und die entscheidenden Dateien seien auf seinem, natürlich verschlüsselten, Notebook gespeichert gewesen.
"Das Notebook - wenig verwunderlich - war natürlich verschlüsselt. Und keiner weiß das Passwort."
Alles Mögliche sei schon versucht worden, um das Passwort rauszukriegen oder zu knacken, so die Witwe Cottens und die Betreiber von QuadrigaCX.
Die ganze "Cold Wallet" auf einem Notebook
Auf dem Computer des Börsengründers befindet sich die Cold Wallet, eine Art Geldbörsen-Datei, eine Cyber-Geldbörse. Sie dokumentiert die Besitzansprüche an einer Cyberwährung.
Es wird zwischen Hot und Cold Wallets unterschieden, erklärt Michael Gessat. Die "heißen" Geldbörsen sind die, die sich online befinden und aus denen heraus man direkt handeln kann. Diese sind immer auch dem Risiko von Hackerangriffen ausgesetzt. Übliche Praxis ist es deshalb, dass Cyberbörsen den Großteil der Kundenguthaben in eine Cold Wallet auslagern - also in eine Datei, die vor Online-Angriffen sicher ist.
Seriösität bei QuadrigaCX? Fehlanzeige
Von einem seriösen Betreiber einer seriösen Cyberbörse würde man erwarten, dass er das Passwort für den Falle seines Todes an einem sicheren Ort hinterlegt. An der Seriösität von QuadrigaCX gibt es aber immense Zweifel. Laut Medienberichten war die Börse wohl in finanziellen Schwierigkeiten, berichtet Michael Gessat: Kunden und Handelspartner hatten ohnehin schon Probleme, an ihr Guthaben zu kommen.
Bei Reddit haben User inzwischen höchst interessante Details zusammengetragen: Michael Patryn, der Vizechef der Börse, hat offenbar wegen Internet-Anlagebetrugs schon ein paar Jahre im Gefängnis gesessen – damals allerdings wohl noch unter einem anderen Namen. Außerdem stammt er wohl aus Indien – was die wildesten Vermutungen nach sich zieht: Gerry Cotton sei dort umgebracht worden. Oder: Die Sterbeurkunde sei gefaked.
"Fest steht: Die ganze Sache mit QuadrigaCX stinkt zum Himmel."
Die Moral von der Geschichte, so unser Netzreporter: Bevor ihr auf die Idee kommt, euer Geld an einer Cyberbörse anzulegen, solltet ihr euch sehr, sehr genau anschauen, ob die Börse seriös ist.
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