Die Schulen und Kitas sind zu, der Einzelhandel dicht - doch die Fallzahlen und Todesfälle nehmen nicht wirklich ab. Der verschärfte Lockdown erzielt bisher nicht die erhofften Wirkungen. Die Gründe dafür sind unklar. Entscheidend könnten aber private Treffen sein.
Seit November herrscht Lockdown, im Dezember wurden die Maßnahmen sogar noch einmal verschärft. Trotzdem meldet das Robert-Koch-Institut für Deutschland 13.000 Neuinfektionen und fast 900 Todesfälle (Stand 12.01.2021). Warum sich immer noch so viele Menschen anstecken lässt sich schwer beantworten.
Rückverfolgung fast unmöglich
Denn: Die Gesundheitsämter sind überlastet und können nicht jeden Fall untersuchen. Doch selbst dann wäre eine genaue Rückverfolgung der Ansteckungen kaum möglich. Wer nicht gerade direkten Kontakt mit einer infizierten Person hatte, kann oft selbst nicht wissen, wo sie oder er sich angesteckt hat. In der Bahn, im Büro oder doch im Supermarkt?
"Einen recht großen Einfluss auf die Zahl der Neuinfektionen hat es, wenn man sich nicht mehr als mit 5 Personen treffen darf."
Trotzdem gibt es einige Vermutungen, weshalb die Fallzahlen und Todesfälle trotz des Lockdowns nicht sinken. Die Modellierung von Wissenschaftlern aus der Schweiz zeigt: Einen großen Einfluss hat es, wenn die Kontakte einer Person auf maximal fünf beschränkt werden.
Generell gelten private Treffen als einer der Hauptfaktoren die das Infektionsgeschehen beeinflussen. Es könnte also sein, dass sich zurzeit mehr Menschen privat treffen, als es während des ersten Lockdowns der Fall war, meint Medizinjournalistin Christina Sartori.
Schließungen von Bars und Geschäften
Das Schweizer Modell geht außerdem davon aus, dass als zweitgrößter Faktor sich die Schließung von Restaurants, Bars und Geschäften positiv auf die Fallzahlen auswirken. Auf Platz drei stehen die Schulschließungen. Denn dann sind sehr viel weniger Menschen unterwegs, erklärt Christina Sartori.
"Einige Experten vermuten, dass auch die neue Variante von Sars-Cov2, die sich so stark in Südengland und London verbreitet hat, für die hohen Fallzahlen sorgt."
Eine weitere Vermutung, warum die Zahlen so hoch sind: Die neue Variante von Sara-Cov2, die in Südengland bereits weit verbreitet ist. Inzwischen ist sicher, dass diese Variante deutlich ansteckender ist, so Christina Sartori. Viele Studien würden darauf hindeuten.
Wenige Sequenzierungen in Deutschland
Ob diese neue Variante sich bereits in Deutschland ausbreitet, lässt sich nicht sagen. Denn um diese Frage beantworten zu können, müssten die Proben von positiv getesteten Personen sequenziert, also untersucht werden.
Bisher sind mehrere Einzelfälle entdeckt worden, die alle im Zusammenhang mit Großbritannien stehen. Aber es ist nicht auszuschließen, dass es sehr viel mehr Fälle gibt - die aber unbemerkt bleiben.
"In Deutschland sollen mehr Sequenzierungen nun organisiert werden. Das ist sehr aufwändig - es braucht eine Verordnung und kostet viel Geld. Es ist aber notwendig, um die gefährliche Mutation besser verfolgen zu können."
Deutschland plant aber aufzuholen - denn nur durch häufige Sequenzierungen lässt sich die gefährliche Mutation verfolgen. Die Medizinjournalistin rät bis dahin zu erhöhter Vorsicht: Mehr Abstand, öfter Maske tragen, öfter lüften.
Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de