Trudel Ulmen aus Mayen in der Eifel. Blond, gut aussehend, glücklich verheiratet. Am 21. März 1996 ist sie plötzlich weg. Spurlos verschwunden. Und sie taucht nie wieder auf. Ihr Ehemann erklärt der Polizei: Trudel Ulmen ist mit ihrem reichen, portugiesischen Liebhaber durchgebrannt. Die Polizei legt den Fall zu den Akten. 16 Jahre später soll Trudel Ulmen für tot erklärt werden - so sieht es das Verschollenheitsgesetz vor. Der Journalist Wolfgang Kaes stößt durch Zufall auf die Geschichte und recherchiert.
Irgendwann 2012 landet eine Anzeige auf Wolfgang Kaes Schreibtisch: Das Amtsgericht Rheinbach bittet Gertrud Gabriele Ulmen, sie solle sich binnen Frist im Zimmer 207, erster Stock, melden. Tut sie das nicht, wird sie für tot erklärt. Wolfgang Kaes lässt die Sache nicht los: Gertrud - Trudel - Ulmen stammt aus Mayen in der Eifel, Wolfgang Kaes ist im selben Ort groß geworden, hat dort Abitur gemacht. Er kennt die Frau zwar nicht, beginnt aber trotzdem zu recherchieren.
Wolfgang Kaes kontaktiert Trudel Ulmens Angehörige. Spricht mit ihrem Bruder Thomas. Der erzählt von der Traumehe seiner Schwester. Noch am Vortag ihres Verschwindens habe er mit seiner Schwester telefoniert.
"Sie war bester Laune, und es gab kein Anzeichen, dass sie für immer und ewig verschwinden wollte."
"Ich glaube, die Trudel ist tot"
Der Bruder glaubt fest daran, dass seine Schwester noch lebt. Anders die Mutter: "Es gab einen Moment, da nahm sie meine Hand, hielt sie ganz fest und sagte: 'Ich glaube, die Trudel ist tot'." Wolfgang Kaes recherchiert weiter, will herausfinden, was für ein Mensch sie war, diese Trudel Ulmen. Ob sie wirklich so ein Typ war, der von heute auf morgen verschwindet.
Trudel stammt aus einfachen Verhältnissen, sie ist ehrgeizig, macht eine Ausbildung zur Arzthelferin und arbeitet sich hoch. 20 Jahre lang ist sie mit ihrem Mann verheiratet. Die Ehe bleibt kinderlos - drei Monate vor ihrem Verschwinden hat Trudel Ulmen eine Fehlgeburt. Sie ist eine Weile krank geschrieben, geht dann wieder zuverlässig zur Arbeit.
Plötzlich verschwunden
Am 21. März 1996 erscheint Trudel Ulmen nicht im Büro. Am 22. März meldet ihr Mann seine Frau als vermisst. Nur vier Tage nach ihrem Verschwinden, legt die Polizei den Fall zu den Akten. Trudel Ulmen gilt fortan als vermisst: Die Polizei glaubt dem Ehemann, der erklärt, seine Frau habe ihn am Sonntag angerufen und mitgeteilt, dass sie mit ihrem Liebhaber nach Portugal abgehauen ist.
Der Journalist wird zum Ermittler
An dieser Stelle wird Wolfgang Kaes stutzig: Ein Vermisstenfall, den die Polizei nach vier Tagen zu den Akten legt? Mit nur einer einzigen Aussage - der des Ehemanns? Er kontaktiert den Ehemann von Trudel Ulmen. Der wiegelt ab, sagt er habe mit der Sache abgeschlossen, wolle nicht darüber reden. Wolfgang Kaes entdeckt immer mehr Ungereimtheiten: Der Ehemann hat Gerüchte gestreut, Trudel Ulmen soll viele Liebhaber gehabt haben, die Fehlgeburt sei auch keine Fehlgeburt gewesen, sondern eine Abtreibung.
Wolfgang Kaes ist nicht mehr nur ein Journalist, der sich für den Fall interessiert. Er wird zum Ermittler. Eine Aufgabe, die ihm im Blut liegt:
"Mein Onkel war Kripochef, mein Cousin war verdeckter Ermittler beim BKA. Ich selbst wusste bis zum Abitur nicht: Soll ich Journalist werden oder zur Polizei gehen?"
In dieser Zeit veröffentlicht Wolfgang Kaes regelmäßig Artikel über den Fall Ulmen im Bonner Generalanzeiger - "großflächig, damit niemand daran vorbeischauen konnte". Daraufhin meldet sich ein Polizeidirektor bei Wolfgang Kaes. Es kommt wieder Fahrt in den Fall. Wolfgang Kaes zeigt der Polizei seine Recherchen. Die Bonner Polizei beginnt zu ermitteln, findet in einem Krankenhaus alte DNA-Spuren von Trudel Ulmen. Es sind die gleichen, wie die DNA-Spuren einer unbekannten Toten - gefunden 1996 im Siebengebirge ziemlich genau vier Monate nach dem Verschwinden Trudel Ulmens. Trudel Ulmen wurde ermordet.
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