40 tote Radfahrer*innen, allein durch Abbiegeunfälle mit Lkw. Mit dieser Zahl rechnet der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) in diesem Jahr. Zum Start der "Aktion Abbiegeassistent" trifft sich Verkehrsminister Andreas Scheuer mit Expertinnen und Experten, die überlegen, wie man solche Unfälle verhindern kann.
Bei dem Treffen im Verkehrsministerium sind Logistikexperten sowie Vertreter der Autoindustrie sowie von Auto- und Fahrradclubs dabei. Die Assistentz-Systeme sind eine gute Sache – in diesem Punkt sind sich die Experten eigentlich einig, berichtet Ramona Westhof von Deutschlandfunk Nova. Die große Frage sei allerdings, wann und für welche Fahrzeuge die Abbiegeassistenten vorgeschrieben werden sollen.
In einem Werbevideo des Verkehrsministeriums wirbt Scheuer für die "Aktion Abbiegeassistent": Die Abbiegesysteme seien vor allem dazu da, um bewegliche Objekte wie etwa Fahrradfahrerinnen sichtbar zu machen, die sich im toten Winkel befinden. An manchen Lkw befinden sich sogar Warnsticker mit der Aufschrift "Achtung Toter Winkel". Eine Zeichnung verdeutlicht, wo sich der in etwa befindet.
Sensor für mehr Sicherheit
Der Abbiegeassistent hat einen Sensor, der bemerkt, wenn sich bewegliches Objekt im toten Winkel aufhält. Das System gibt dann sofort ein Signal, damit die Lkw-Fahrerin oder der Fahrer rechtzeitig reagieren kann – ähnlich wie die Einparkhilfe bei Pkw.
"Etwas Ähnliches haben ja viele Autos schon als Hilfe beim Einparken."
Abbiegeassistenten gibt es auch schon, sagt Ramona Westhoff. Sie seien aber noch nicht besonders weit verbreitet. Bei den Herstellern fehle das Angebot, und die Systeme, die es gebe, seien noch relativ teuer, so um die 2500 Euro. Ein Lkw koste so um die 100.000 Euro – im Vergleich dazu sei das also gar nicht mal so viel.
Verkehrsministerium will gesetzlich nachhelfen
Eine Regelung zu Abbiegeassistenten gibt es sogar schon – und zwar von der EU. Sie soll aber erst ab 2022 gelten, was vielen zu spät ist. Vor allem, wenn die Systeme nur für neue Lkw vorgeschrieben sind. Bis flächendeckend alle Lkw Abbiegeassistenten haben, würde das dann noch mal ein paar Jahre dauern, glaubt Ramona Westhof.
Der Bundesrat hat sich schon für eine Nachrüstung von älteren Fahrzeugen ausgesprochen. Auch im Koalitionsvertrag sind die Abbiegeassistenten als Ziel festgeschrieben.
Allerdings ist die Umsetzung nicht so einfach: Würde Deutschland einfach so im Alleingang Abbiegeassistenten zur Pflicht machen, drohe eine Klage von der EU – weil die nämlich für Lkw-Zulassungen zuständig ist, sagt das Verkehrsministerium.
Konkrete Pläne müssen her
Bevor es irgendwelche Vorschriften geben kann, müssen die deutschen Pläne aber natürlich erst mal so konkret wie möglich formuliert werden. Genau dabei soll das Treffen im Verkehrsministerium helfen.
Vielleicht können wir von Seiten einiger Unternehmen sogar schon mit Selbstverpflichtungen rechnen, glaubt Ramona Westhof. Denn die hätten ja höchstwahrscheinlich auch sehr wenig Interesse daran, dass ihre Lkw tödliche Unfälle verursachen.
- Radfunk: Unfällen mit Lkw den Kampf ansagen | Es sind Unfälle, die leider häufig passieren: Ein Lkw-Fahrer übersieht einen Radfahrer, der Radfahrer wird schwer verletzt oder stirbt sogar
- Radfunk: Tödliche Gefahr schon bei 15 km/h | Mit dem Rad zur Arbeit, ins Schwimmbad oder in den Park, das klingt immer sehr nett - doch so richtig entspannend ist es oft nicht
- Vekehrspolitik: Grüne fordern Abbiegeassistenten für Lkw | Wenn Radfahrer oder Fußgänger in den "Toten Winkel" eines Lkw geraten, enden Unfälle oft tödlich