Auch in England ist zurzeit wegen der Pandemie Partyverbot. Doch als Polizisten eine Party gesprengt haben, haben die Feiernden geantwortet: Sorry, von Corona haben wir nie was gehört. Klingt nach einer ziemlich schlechten Ausrede. Andere Ausreden dagegen wirken eher wie Höflichkeitsfloskeln, meint der Sozialpsychologe Roland Deutsch.
Zu behaupten, dass man mitten in einer Pandemie, noch nie etwas davon gehört hat, das klingt nach einem ziemlich plumpen Versuch, eine Strafe vermeiden zu wollen.
Wenn Ausreden erkennbar großer Quatsch sind und offensichtlich falsch, kann es aber auch darum gehen, den Fehler nicht zugeben zu wollen. Denn Fehler machen bedeutet auch, dass man dafür von anderen Ablehnung erfährt, so der Sozialpsychologe Roland Deutsch. Das ist keine schöne Erfahrung.
"Eine Hauptfunktion der Ausreden besteht darin, negative Ablehnung abzuwenden."
Das könnte auch für Paris Hilton und ihre fadenscheinige Ausrede gelten: Sie wollte der Polizei weiß machen, dass sie dachte, ihr Koks sei ein Kaugummi. Oder der Fußball-Star Diego Maradona: Über sein Handspiel während der Weltmeisterschaft 1986 behauptete er, das sei nicht seine Hand am Ball gewesen, sondern die Hand Gottes. Sicherlich auch eine fadenscheinige Ausrede, aber immerhin unterhaltsam, meint Deutschlandfunk-Nova-Reporter Sebastian Sonntag.
Nicht alle Ausreden sind offensichtlich falsch
In Extremsituationen, wie Polizeikontrollen oder eine Weltmeisterschaft, ist es schwieriger gute Ausreden zu finden als in Alltagssituationen, in dene wir Ausreden besser vorbereiten können. Das sind dann manchmal Aussagen, die in der Grauzone liegen, sagt Roland Deutsch. Ob sie wirklich stimmen oder falsch sind, liegt nicht immer auf der Hand.
"In Alltagssituationen können wir Ausreden besser vorbereiten."
Diese Ausreden können auch aufgehen, weil Menschen erst einmal eher gut als schlecht über jemanden anderen denken. Niemand will direkt glauben, dass er oder sie belogen wird. In der Psychologie heißt das Verzerrung der Positivität, sagt Roland Deutsch. Es ist einfacher eine Ausrede zu glauben, als eine Lüge anzunehmen, denn diese kann auch verletzen.
Soziale Ausreden gegen Gesichtsverlust
Dass ihr Ausreden hinnehmt, auch wenn ihr Zweifel habt, passiert auch, weil ihr merkt, dass dem Gegenüber eine Situation gerade unangenehm oder peinlich ist. Eine Ausrede kann da helfen, um aus der Nummer herauszukommen.
"Manche Ausreden, die oft auch als falsch erkennbar sind, sind fast schon Höflichkeitsfloskeln."
Wenn das passiert, dann ist das eine soziale Ausrede, sagt Roland Deutsch. Die kann blöde Situationen für alle Beteiligten auflösen. Ohne Gesichtsverlust.