Launisch, waghalsig, teilweise aggressiv: auch Tiere sind in der Pubertät. Manchmal zeigen sie ungewöhnliches Sexualverhalten. Im schlimmsten Fall bringen sie sich selbst in Gefahr.
Der Berliner Zoo bekam im letzten Jahr viel Aufmerksamkeit, als das junge Pandaweibchen Meng Meng auf einmal vorwiegend rückwärtsging. Alle fragten sich, wieso sie das macht. Die Antwort der Zoodirektion: Meng Meng befände sich gerade in der Pubertät.
Mit der Pubertät ist es bei einigen Tieren tatsächlich ähnlich wie bei uns Menschen: Sie verhalten sich ungewöhnlich. Manche werden waghalsig und unvorsichtig, andere hyperaktiv und neugierig.
Gazellen werden waghalsig
Vor allem sieht man das bei Affen. US-amerikanische Wissenschaftler von der University of Pittsburgh konnten kürzlich zeigen, dass es sowohl bei Menschen als auch bei Makaken sogenanntes Halbstarken-Gehabe gibt – und sich die Vorgänge im Gehirn ähneln.
"Pubertierende Tiere sind manchmal ganz impulsiv und tun völlig verrückte Dinge."
Zum Teil lebensgefährlich wird die Pubertät bei Thomson-Gazellen. Die Wildtierökologin Clare Fitzgibbon von der University of Cambridge hat zum Beispiel beobachtet, dass pubertierende Thomson-Gazellen nicht flüchten, wenn ein Löwe, Leopard oder Gepard auftaucht.
Das wäre zwar sinnvoll, und auch die erwachsenen Artgenossen machen das, die pubertierenden Tiere aber nicht, was in rund einem von 400 Fällen tödlich endet. Normalerweise stirb in einem von 5000 Fällen eine Gazelle beim Treffen auf einen Geparden. "Das ist ein völlig unverständliches Verhalten", sagt Deutschlandfunk-Nova-Biologe Mario Ludwig.
Andere Tiere sind dagegen eher neugierig. Die amerikanische Psychologin Linda Spear hat bei pubertierenden Mäusen und Ratten einen starken Drang festgestellt, Neues zu erkunden. In einem Experiment hat sie halbwüchsige Mäuse und Ratten in eine für sie fremde Umwelt versetzt. Das Ergebnis: Sie reagierten geradezu hyperaktiv. Ältere Tiere reagierten eher mit Angst als mit Neugier.
Auch Tiere nabeln sich in der Pubertät von Eltern ab
Es gibt auch Fälle im Tierreich, wo die Pubertät zu erhöhter Aggression geführt hat. Der Fall der Elefanten im südafrikanischen Pilanesberg Nationalpark vor einigen Jahren zeigt das auf eine besondere Weise. Hier hatten pubertierenden Elefantenbullen weibliche Breitmaulnashörner immer wieder belästigt und versucht, sie mit Gewalt zu besteigen.
Aus Sicht von Mario Ludwig spielte sich da ein "anatomisches Unding" ab, da die Geschlechtsorgane von Elefanten und Breitmaulnashörnern überhaupt nicht zusammenpassen. Trotzdem hatten es die Elefanten immer wieder versucht. Sie wurden schließlich so wütend, dass sie mehrere Nashornweibchen töteten.
Speziell war dieser Fall, weil für das aggressive Verhalten der Elefanten nicht nur die Pubertät, sondern auch mangelnde Sozialisation verantwortlich war. Sie waren als Waisenkinder groß geworden und hatten keine Erziehung genossen. Der Nationalpark hatte ihnen andere, ältere Artgenossen an die Seite gestellt, und ihr Verhalten normalisierte sich.
"Entnervt von den vergeblichen Begattungsversuchen wurden einige der pubertierenden Elefantenmännchen sogar gewalttätig."
Ähnlich wie bei uns Menschen ist die Pubertät im Tierreich auch der Zeitpunkt, wo es um die Abnabelung von den Eltern geht. Deutlich sieht man das bei Tieren, die in Gruppen oder Herden leben. Beispielsweise bei Affen, Delfinen und Elefanten verlassen die männlichen Jungtiere in oder nach Ende der Pubertät ihre Mütter und schließen sich mit sogenannten Junggesellengangs mit gleichaltrigen männlichen Artgenossen zusammen.
Nach Ansicht der Wissenschaft dient diese Abnabelung möglicherweise dazu, Inzucht innerhalb der Herde zu vermeiden.
Wann die Pubertät beginnt, ist sehr unterschiedlich. Bei Hunden dauert es weniger als ein Jahr, bis sie in der Pubertät sind, bei Elefanten hingegen dauert es bis zu zehn Jahre. Am spätesten dran sind die Grönlandwale, die bis zu 400 Jahre alt werden können.