In deutschen Wäldern ist das Sammelfieber ausgebrochen: Bei diesem feuchtwarmen Wetter gefällt es den Pilzen besonders gut. Gleichzeitig häufen sich die Anrufe beim Giftnotruf der Uni Bonn. Können Pilzbestimmungs-Apps helfen, Pilze korrekt zu bestimmen und nicht im Krankenhaus zu landen?
Allgemein gilt beim Pilzesammeln die goldene Regel: Nur das ernten, was man hundertprozentig bestimmen kann. Anfängern empfiehlt der Experte Daniel Freund deshalb die Teilnahme an Pilzexkursionen. Viele Anfänger nutzen aber einfach nur ihr Smartphone und versuchen die Pilze mit App und Foto zu bestimmen. Das ist immerhin kostenlos und geht schnell.
"Das Hauptproblem ist, dass sich die Leute im Wald einfach nicht mit Pilzen auskennen. Und nicht selten im Krankenhaus landen, weil es viele lebensgefährliche Arten gibt, die auch in Deutschland sehr häufig vorkommen."
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Riebe hat ein Paar bei der digitalen Pilzbestimmung begleitet. Mathias und Sabine fotografieren ihren Pilzfund - und überlegen: Ist der Hut eher buckelig, spitzkegelig, hat der Stiel eine Knolle und ist das gelb oder eher beige? "Also ich muss gestehen, ich würde mir den nicht in die Pfanne hauen mit der App." gibt Mathias zu.
Pilzbestimmung per App kann im Krankenhaus enden
Der Pilzsachverständige Daniel Freund bestätigt Mathias Ahnung: lieber nicht essen, was nicht hundertprozentig identifiziert ist. Und die Identifikation nur mit dem Foto ist gar nicht möglich, sagt er.
"Die Apps bringen die Merkmale nicht genügend hervor. Geruch, Aussehen, Farbe, teilweise, wie sie sich beim Knacken anhören - also man muss mit Nase, Augen, Ohren und Fingern bestimmen, wie sie sich anfühlen, schleimig, trocken, filzig."
In der Giftnotrufzentrale der Uni Bonn häufen sich im Herbst die Anrufe von Menschen, die Angst haben, giftige Pilze gegessen zu haben. Die Ärztin Carola Seidel erzählt, dass die meisten Patienten erst anrufen, wenn sie die Pilze schon aufgegessen haben. Aber dann kann sie oft nicht mehr bestimmen, ob der Pilz giftig war oder nicht.
Wenn der Pilz wirklich giftig war, kann es gefährlich werden: Nieren und Leber können schwer geschädigt werden und müssen unter Umständen sogar entfernt werden. Daniel Freund, der Pilzsachverständige, rät deshalb: Wir sollten nur Arten sammeln, die wir hundertprozentig kennen.