Früher hat die Gesellschaft ihre Kriegstraumata vergessen, heute will sie sich daran erinnern. Historiker Christian Meier hat untersucht, wie das Vergessen von Historischem in Vergessenheit geraten ist.

Der Holocaust darf nicht in Vergessenheit geraten, darüber ist man sich in Deutschland einig. Nur, wer sich an die Grausamkeiten erinnere, bleibe sensibel für neue.

Das stimmt nicht immer und überall, sagt Christian Meier, Althistoriker und emeritierter Professor für Alte Geschichte an der Universität München. Die Deutschen seien für die Taten im Ersten Weltkrieg bestraft worden - allerdings nur auf dem Papier, echte Strafen folgten nicht. Und daran hätte sich Hitler gut erinnert. Und dann trotzdem oder auch deswegen einen neuen Krieg begonnen.

"Das Erinnern an den Holocaust ist in der Geschichte ein Sonderfall. So wie der Holocaust an sich ein Sonderfall ist."
Christian Meier, Althistoriker

Dass sich überhaupt erinnert wird an Kriege und Verbrechen, war in der Geschichte lange Zeit die absolute Ausnahme, sagt Meier. Nach einem langen Krieg im alten Griechenland haben die Athener Demokraten beschlossen: Es ist verboten, an das vergangene Unrecht zu erinnern. Ähnliches galt für den Mord an Caesar. Auch nach der Französischen Revolution wurde das Vergessen beschlossen. Bis zum Ersten Weltkrieg galt: An die Gräueltaten möglichst schnell nicht mehr denken.

Shownotes
Gedächtnis
Der Wunsch nach Vergessen und Erinnern
vom 21. Mai 2014
Gesprächspartner: 
Christian Meier
Moderation: 
Kaline Thyroff