Carlos* arbeitet in Mérida, einer 300.000-Einwohner-Stadt im Westen Venezuelas - ein Hotspot der Proteste. In den vergangenen Wochen sind dort mehrere Menschen ums Leben gekommen und verletzt worden - sowohl Anhänger als auch Gegner des Präsidenten.
Carlos (*Name geändert) bekommt die Proteste und Auseinandersetzungen in Venezuela unmittelbar mit. Er erzählt von Menschen, die mit alten, brennenden Autoreifen die Straßen blockieren. Sie liefern sich Kämpfe mit der Polizei, werfen mit Brandsätzen. Die Stimmung ist so aggressiv, weil in Venezuela einfach elementare Dinge zum Leben fehlen - wie Milch, Fleisch oder Windeln.
"Die Menschen sind sehr wütend über die Situation hier."
Carlos selber macht nicht bei den Krawallen mit. Er hat zwei Kinder und will nichts riskieren. Er sagt, in Mérida habe er auch Angst, einfach so durch die Straßen zu laufen. Nicht nur wegen der Proteste, sondern auch deswegen, weil nach Einbruch der Dunkelheit viele Überfälle passieren.
Carlos Situation ist zur Zeit ziemlich schwierig. 40 Prozent seines Gehalts, das er jeden Monat bekommt, fließt nach Kolumbien. Weil er dort Windeln und Milch einkauft.
"Ich denke nicht, dass er richtig mit der Situation umgeht."
Es ist sehr schwer, öffentlich über Politik zu reden, weil niemand genau weiß, wer Präsident Maduro unterstützt. Sein eigener Vater ist zum Beispiel Anhänger des Präsidenten, erzählt Carlos. Und obwohl er seinen Vater schätze und liebe, habe er keine Lust, mit ihm über Maduro zu reden.
Am liebsten würde er auswandern
Wenn Carlos die Wahl hätte, würde er Venezuela verlassen, obwohl er sein Land mag. Aber er hat eine Frau, zwei Töchter und kein Geld. Deswegen kann er nicht einfach seine Sachen packen und irgendwo anders im Ausland einen Neustart wagen.
In Venezuela gehen seit Anfang April jeden Tag Demonstranten - Unterstützer und Gegner der Regierung - auf die Straßen. Dabei kommt es regelmäßig zu schweren Auseinandersetzungen. Die Opposition kämpft für vorgezogene Parlamentswahlen und eine Volksabstimmung über die Absetzung des Staatschefs, dessen Mandat regulär im Januar 2019 endet. Maduro warf seinen Gegnern am Mittwoch einen "bewaffneten Aufstand" vor.