Ob der Petersdom in Rom wirklich über dem historischen Grab des Simon Petrus steht, bleibt auch nach Jahrhunderten noch ein Rätsel. Die katholische Kirche jedenfalls glaubt fest, dass der erste Papst einst dort bestattet war.
Weihnachten 1950 überrascht Papst Pius XII. die katholische Welt mit dem Satz "Das Grab des Apostelfürsten ist wiedergefunden!". Jahrelang ist schon im Auftrag der Päpste unter dem Vatikan gegraben worden, weil man endlich einen Beweis dafür bieten wollte, dass sich das Grab von Simon Petrus, des ersten Bischofs von Rom, also des ersten Papstes, genau unter der mächtigen Kathedrale St. Peter befindet.
Tatsächlich hatten die Archäologen etwas gefunden – und zwar eine Kiste mit Knochen, die zwei etwa 60-jährigen Männern, einer Frau, einem Schwein, einem Pferd und einem Hahn zuzuordnen waren. Um jeden Zweifel auszuschließen, hatte eine Archäologin ein Graffiti am Fundort als "Hier ist Petrus" interpretiert. Nun hatte die katholische Kirche ihren Petrus. Dabei hatten die Archäologen lediglich einen Ort gefunden, den fromme Christen schon seit der Zeit des römischen Kaisers Konstantin als Petrusgrab verehrten.
Alt Sankt Peter stand angeblich über dem Petrusgrab
Konstantin hatte um 320 auf den vatikanischen Hügeln eine Basilika erbauen lassen. Alt St. Peter stand angeblich direkt über dem Grab des Apostels Petrus, der von Jesus als dessen Nachfolger auserkoren worden sein soll.
Vermutlich war Petrus wirklich in Rom gewesen und möglicherweise ist er während der Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Nero im Jahr 67 auch hingerichtet worden. Ort der Hinrichtung soll ein Circus Maximus gewesen sein, der einige Jahre zuvor gebaut und von Nero erweitert worden war. An diesem Ort des Märtyrertodes von Simon Petrus hat Konstantin der Große am Beginn des 4. Jahrhunderts die Basilika Alt St. Peter errichten lassen.
Als Papst Julius II. am Anfang des 16. Jahrhunderts für sich eine angemessene Grabstätte suchte und der mittlerweile 1200 Jahre alte Bau aus Konstantins Zeiten nicht mehr zu renovieren war, entschloss er sich zum Bau einer neuen Kathedrale – so entstand der Petersdom, wie wir ihn heute kennen. Ob sich das Grab des Petrus nun wirklich unter dem Petersdom – einer der wichtigsten Pilgerstätten der römisch-katholischen Kirche – befindet, bleibt Glaubenssache.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Stefan Heid arbeitet im Römischen Institut der Görres-Gesellschaft im Vatikan und hat sich mit dem Leben des Apostels Petrus beschäftigt
- Der Kirchenhistoriker Matthias Simperl ordnet das Petrusgrab zwischen Mythos und Realität ein
- Der Kunsthistoriker Georg Satzinger erläutert den Neubau des Petersdoms zu Zeiten Martin Luthers
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die Nekropole Roms, wo sich das Grab des Petrus befinden soll
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Veronika von Borries berichtet über den Bau von Alt St. Peter zu Beginn des 4. Jahrhunderts