Kilometerlange Grünanlagen, ein ausgebautes Netz aus Fahrradwegen, gute Anbindung im öffentlichen Nahverkehr und Gastronomie mit regionalen Produkten all das macht Valencia zur grünen Hauptstadt Europas. In sechs Jahren will Valencia zudem klimaneutral werden. Neben einem Gesamtkonzept, das bei der Umgestaltung die Richtung vorgab, macht es die spanische Stadt Valencia den Bürgern leicht, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, sagt unsere Korrespondentin Franka Welz.

Valencia ist 2024 zur "Grünen Hauptstadt Europas" gekürt worden. Die Stadt, die an der Ostküste Spaniens liegt, hat in den vergangenen Jahren an einem Gesamtkonzept gefeilt, dass zu ihrer Transformation beigetragen hat.

Die Altstadt wurde autofrei, in der Innenstadt besteht ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde. Ein Fahrradnetz, dessen gesamte Strecke fast 200 Kilometer lang ist. Und zum Glanzstück der Stadt wurde die Umgestaltung des alten, ausgetrockneten Flussbetts des Flusses Turia.

Statt einer Stadtautobahn schlängelt sich ein Park durch die Stadt

Nachdem 1957 – nach starken Regenfällen – die Innenstadt Valencias überflutete worden war, wurde der Fluss in ein am Süden der Stadt entlang führendes Bett umgeleitet. Jahrzehnte lang wurde dann diskutiert, was man mit dem ausgetrockneten Flußbett tun könnte. Einer der Pläne war es, eine Stadtautobahn zu bauen.

Aber Bürgerinitativen, die das Gelände in einen Park umwandeln wollten, der sich durch die Stadt zieht, konnten sich letztendlich durchsetzen. So kam es dazu, dass Valencia die Turia Gärten planen und bauen ließ. Sie umfassen eine Strecke von zehn Kilometern und sind ein wichtiger Verkehrsweg für Radfahrer.

Turia Gärten in Valencia, Spanien
© imago | Pond5 Images
Statt dieser einladenden Idylle hätte auch eine Stadtautobahn entstehen können.

Insgesamt 100.000 Quadratmeter Park stehen rund 800.000 Bürgern zur Verfügung. Und diese soll in den kommenden Jahren noch weiter vergrößert werden, indem bisher oberirdische Bahngleise unteriridisch geführt werden sollen.

"Die Bürgermeisterin hat mir erzählt, ihr Ziel ist es, dass bis 2030 pro Einwohner zehn Meter Grünfläche geschaffen sein sollen. Bisher sind es sieben."
Franka Welz, Korrespondentin in Spanien

Valencia hat außerdem in den vergangenen Jahren sein Verkehrssystem radikal umgebaut. Viele autobefreite Fußgängerzonen sind entstanden. Der Umbau des Verkehrssystems habe gut geklappt, weil der öffentliche Nahverkehr verdichtet worden sei und die Bürger einen guten Anreiz dafür bekommen haben, um ihr Auto stehen zu lassen.

Kritik der Umweltschützer

In den kommenden Jahren will die Stadtverwaltung den Hafen Valencias erweitern und zum bestehenden Kreuzfahrtterminal noch ein weiteres hinzubauen. Politiker sagen, dass der Umbau auf nachhaltige Weise geschehen soll. Umweltschützer sind, was das angeht, aber skeptisch, berichtet Franka Welz.

Diese Skepsis bezieht sich nur darauf, dass mehr Tourismus eine größere Belastung für die lokale Umwelt bedeutet, auch können größere Bauarbeiten zu einer größeren Umweltverschmutzung beitragen.

©
Shownotes
Grüne Hauptstadt Europas
Valencia – grüner und nachhaltiger durch Gesamtkonzept
vom 19. Januar 2024
Moderation: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Franka Welz, Korrespondentin für Spanien