Habt ihr schonmal von Vaginismus gehört? Falls nicht, seid ihr nicht alleine. Die Studien-Lage ist ziemlich dünn und deswegen ist zum einen nicht sicher, wie viele Personen davon betroffen sind, und zum anderen gibt es immer noch wenig brauchbare Infos zu dem Thema.
Vaginismus bedeutet knapp zusammengefasst eine Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur, die Frauen nicht selber kontrollieren können und gegen die es im Moment auch kein Mittel gibt. Dadurch ist es nicht oder nur unter Schmerzen möglich, Dinge wie Tampons oder Menstruationstassen in die Vagina einzuführen, sich gynäkologisch untersuchen zu lassen oder auch penetrativen Sex zu haben.
Sexuelle Funktionsstörung
Vaginismus ist keine Krankheit, sondern eine sexuelle Funktionsstörung und wird zusammen mit Dyspareunie, einem brennenden oder krampfartigen Schmerz beim Penetrationssex, mittlerweile medizinisch als "Genito-Pelvine Schmerz-Penetrationsstörung" zusammengefasst.
Ein großes Problem ist, Vaginismus überhaupt zu diagnostizieren. Denn das Wissen darüber ist nicht bei allen Frauenärztinnen und -ärzten gleichermaßen vorhanden. Die andere Schwierigkeit ist die gynäkologische Untersuchung an sich, die sehr schmerzhaft oder schlimmstenfalls gar nicht möglich ist. Vor allem, wenn eine unsensiblen Person die Untersuchung vornimmt.
"Dann saß ich auf diesem Stuhl, breitbeinig und sie hat dann nur so gesagt: 'Sie müssen sich jetzt mal entspannen, weil sonst kann ich sie überhaupt nicht untersuchen. Und so müssen Sie sich auch nicht wundern, dass da kein Penis reingeht.'"
Leonie zum Beispiel war zunächst bei einer Frauenärztin, die kein Verständnis für ihre Beschwerden hatte. Nach diesem Erlebnis ist sie noch einmal zu einem Spezialisten gegangen. Seit fünf Jahren weiß sie nun, dass sie an Vaginismus leidet.
Sie hat verschiedene Therapieformen ausprobiert, manche haben funktioniert, andere gar nicht. Vor zwei Jahren hat sie auf Instagram den Kanal "Vagnismus.Hilfe" gestartet. Sie berichtet dort von ihren eigenen Erfahrungen mit verschiedenen Therapien und informiert generell über das Thema.
Schmerzen bei der Penetration
Mira hat vor drei Monaten festgestellt, dass sich ihre Vagina verändert hat. Ob sie Vaginismus, Dyspareunie oder eine andere Störung hat, weiß sie aktuell noch nicht. Vor ungefähr einem Jahr hat sie zum ersten Mal Symptome festgestellt, als sie nach Penetrationssex Schmerzen hatte.
"Ich hatte den Druck, das schnell lösen zu wollen. Ich dachte, natürlich gehe ich sofort zu einer Ärztin, obwohl ich auch Widerstände hatte und mich das am Anfang alles sehr viel Überwindung gekostet hat, das überhaupt zu besprechen."
Nachdem sie erst mit Freundinnen über das Thema gesprochen hat, war sie mittlerweile bei verschiedenen Ärzten und Ärztinnen und hofft, dass sie bald eine Diagnose bekommt und dann vor allem auch eine Therapie findet, die ihr hilft.
Welche Möglichkeiten es bei der Behandlung von Vaginismus generell gibt, darüber spricht in "Eine Stunde Liebe" die Psychologin Thula Koops. Sie arbeitet am Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie in Hamburg und forscht zu Entstehungsbedingungen von Vaginismus und sexuell bedingten Schmerzen bei Frauen. Sie erklärt auch, welche Abstufungen es bei Vaginismus gibt und warum auch eine Sexualtherapie hilfreich sein kann.
Wenn ihr selbst von dem Thema betroffen seid, könnte auch die Website Vaginismus Selbsthilfe eine Anlaufstelle für euch sein. Hier findet ihr nicht nur Ratgeber zu dem Thema, sondern auch eine Übersicht über Mediziner*innen und verschiedenen Therapeut*innen, die sich auf das Thema spezialisiert haben.