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Ihre Wahl zur US-Präsidentin wäre historisch, sagt Candice Newton von den Democrats Abroad. Doch noch debattiert die Demokratische Partei über die Nominierung von Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin. Donald Trump hat sich bereits auf sie eingeschossen.

Sie hatte sich auf einen gemütlichen Sonntagnachmittag auf der Couch gefreut. Dann sah Candice Newton die Breaking News: Joe Biden tritt als Kandidat für die US-Präsidentschaft zurück. In dem Moment war es mit dem ruhigen Nachmittag vorbei.

Candice Newton ist US-Amerikanerin. Seit 2016 lebt sie in Hamburg, seit 2017 ist sie für die Democrats Abroad aktiv. Der Ableger der US-Demokratischen Partei will im Ausland lebende Amerikaner*innen vom Wählen der Demokratischen Partei überzeugen.

Von der grauen Maus zur Politikerin mit Format?

Bis ein Uhr morgens, erzählt Candice Newton, sah sie Nachrichten und schrieb sich mit anderen Parteimitgliedern hin und her. Abends fand noch eine Notfall-Zoom-Sitzung statt, erzählt sie, denn mit dem Rückzug Bidens muss auch der Wahlkampf umgekrempelt werden. Biden selbst hat nur Minuten nach seiner offiziellen Bekanntgabe Vizepräsidentin Kamala Harris als Nachfolgerin vorgeschlagen.

Portrait von Candice Newton, Mitglied der Democrats Abroad
© Candice Newton
Candice Newton will Ausland-Amerikaner*innen von den Demokraten überzeugen

Für Candice Newton steht fest, sie würde Kamala Harris unterstützen, sollte sie wirklich als Kandidatin aufgestellt werden. Bei der Wahl am 5. November 2024 gehe es vor allem um eins, betont sie, eine erneute Amtszeit von Donald Trump zu verhindern.

"Für mich als Afro-Amerikanerin wäre die Wahl von Kamala Harris natürlich toll."
Candice Newton, Democrats Abroad in Hamburg

Würde Kamala Harris die Wahlen gewinnen, wäre das historisch. Sie wäre nicht nur die erste US-Präsidentin in der Geschichte der USA. Es wäre auch das erste Mal, dass eine Person mit afro-asiatischen Wurzeln das höchste Staatsamt innehat.

Kamala Harris könnte vor allem bei Wechselwähler*innen punkten

Doch Kamala Harris gilt politisch als so etwas wie eine graue Maus. Kein gutes Image, um gegen Donald Trump zu gewinnen. Candice Newton kontert: Sie hatte neben Joe Biden nicht die Chance zu glänzen. Dem stimmt auch Doris Simon zu. Sie ist als Korrespondentin für das Deutschlandradio in den USA unterwegs.

Kamala Harris war eine schwache Vizepräsidentin, resümierte Doris Simon. Allerdings sei es auch schwer, in diesem Amt zu brillieren. Zudem wurde Harris mit einer wirklich schwierigen, ja unlösbaren Aufgabe von Joe Biden betraut. Sie sollte die ungeregelte Einwanderung über die Südgrenze von Mexiko stoppen oder eindämmen. Das hat sie nicht erreicht. Hinzu kommen Interviews, in denen die Vizepräsidentin keinen guten Eindruck machte und unsicher wirkte.

Allerdings waren ihre Umfragewerte gemessen an ihrer schwachen Sichtbarkeit gar nicht so schlecht, sagt Doris Simon. Und was das Entscheidende für die Demokratische Partei sein könnte: Sie hat erstaunlich gute Werte bei Wechselwählern und -wählerinnen. Auf die sowie auf die Unentschiedenen kommt es bei der Wahl an. Kamala Harris zu wählen könnte außerdem eine Option für die sogenannten "double haters" sein, sagt Doris Simon. Das sind diejenigen, die weder Trump noch Biden wählen wollen.

"Es gibt einfach viel Interesse bei normalen, nicht unbedingt demokratischen Wählerinnen und Wählern, jemand anderen als Donald Trump zu wählen."
Doris Simon, Deutschlandradio-Korrespondentin in den USA

Vor allem im vergangenen Jahr, so Doris Simons Beobachtung, ist Kamala Harris "trittsicherer" geworden. Sie habe an Format gewonnen und Haltung gezeigt, zum Beispiel bei dem für den im aktuellen Wahlkampf wichtigen Thema Abtreibungsverbot, für das Trump steht und gegen das sich Kamala Harris ganz klar positioniert.

Doris Simon, Deutschlandradio-Korrespondentin in den USA
"Donald Trump bezeichnet Kamala Harris als dumm und verrückt. Da spielen natürlich Vorbehalte gegen Frauen, gegen schwarze und asiatische Frauen eine Rolle."

Das Trump-Lager karikiert Kamala Harris seit Jahren auf unterstem Niveau, bezeichnet sie als dumm, führt sie für ihr lautes Lachen vor. Politisch positioniert man sie als "linksradikal". Doris Simon schätzt hingegen, dass wenn Kamala Harris sich personell klug aufstellt, sich also einen "Running Mate", einen Mitkandidaten, aus dem Mitte-rechts-Lager an ihre Seite holt, durchaus Chancen auf das Präsidentschaftsamt haben könnte. Das werden auch die Republikaner wissen. Deswegen glaubt Doris Simon Trump nicht so ganz, wenn er sagt, vor Kamala Harris als Kandidatin hätte er keine Angst.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Nach Joe Bidens Rückzug
US-Wahlkampf: Kann Kamala Harris Kandidatin?
vom 22. Juli 2024
Moderation: 
Rahel Klein
Gesprächspartnerin: 
Candice Newton, Mitglied der Democrats Abroad
Gesprächspartnerin: 
Doris Simon, Deutschlandfunk-Korrespondentin in den USA