Kamala Harris und Donald Trump kämpfen gerade um jede Stimme in Wisconsin. Hier könnte sich die Wahl entscheiden und nicht in Texas oder Kalifornien. Wieso ein paar einzelne Bundesstaaten so wichtig sind und was das für den US-Wahlkampf bedeutet.
Trump oder Harris? – In Wisconsin ist das Rennen unfassbar knapp und es wird besonders hart um Stimmen gekämpft. Wie hart, das macht sich unter anderem in der Werbung bemerkbar. Schilder, Radio, Plakate – Werbung gibt es zwar überall, sagt Deutschlandfunk-Reporter Maximilian Rieger, der in Wisconsin unterwegs war, doch in den wahlentscheidenden Staaten ist die Werbung viel extremer.
"In Staaten, die am Ende die Wahl entscheiden werden, da ist die Werbung nochmal viel extremer, weil die Leute auch einfach wissen, ihre Stimme entscheidet."
In Wisconsin hat Maxi eine Trump-Wahlkampfveranstaltung besucht und hat mit Anhängern gesprochen, die zu Tausenden vor Ort waren. Mit Brenda zum Beispiel, die Erstwählerin ist und Trump wählt, weil auch schon ihr Großvater und Vater Republikaner waren. Oder Benn, der früher eher liberal gewesen sei, aber sei aus seiner Freundesgruppe ausgeschlossen wurde, weil über Transmenschen gesprochen wurde und er das Konzept nicht verstanden habe.
US-Wahlkampf: Das Mobilisieren der eigenen Basis entscheidet
In der ländlichen Kleinstadt Fort Atkinson kämpft Joan Fitzgerald, eine demokratische Kandidatin, an Haustüren um Stimmen. Sie meidet Häuser mit Trump-Schildern und konzentriert sich lieber auf Menschen, die für die Demokraten stimmen könnten oder schon demokratisch sind. Das Mobilisieren der eigenen Basis könnte am Ende wahlentscheidend sein.
Bei US-Präsidentschaftswahlen gewinnt nicht unbedingt der Kandidat oder die Kandidatin mit den meisten Stimmen, sondern das sogenannte Electoral College wählt den Präsidenten oder die Präsidentin. Es besteht aus 538 Wahlleuten, die aus den Bundesstaaten entsandt werden.
Große Staaten wie Kalifornien und Texas sind vorhersehbar. Daher sind die sogenannten Swing States wie Wisconsin so entscheidend, in denen unklar ist, ob die Kandidatin oder der Kandidat der Republikaner oder der Demokraten siegen wird.
US-Wahl: Schon ein Prozent kann den Unterschied machen
Rachel Tausendfreund arbeitet für die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik. Ländliche Wahlkreise wählen meist republikanisch, Großstadt- und Uni-Wahlkreise überwiegend demokratisch, sagt sie.
In einigen Bundesstaaten sind städtische und ländliche Gebiete etwa zur Hälfte aufgeteilt, sodass Wahlprognosen schwer zu treffen sind, erklärt sie weiter. Bei der Wahl 2016 verloren die Demokraten überraschend Michigan und Wisconsin an die Republikaner. 2020 gewann Biden dort sehr knapp – mit weniger als einem Prozent.
"2016 verloren die Demokraten überraschend Michigan und Wisconsin an die Republikaner. 2020 gewann Biden dort knapp mit weniger als einem Prozent."
Swing States sind etwa sieben Bundesstaaten im "Sun Belt" und "Rust Belt". Im Sun Belt befinden sich die warmen Staaten Arizona, Nevada, Florida, Georgia und North Carolina. Der Rust Belt umfasst Wisconsin, Michigan und Pennsylvania, wobei Ohio ursprünglich auch dazugehörte, zuletzt jedoch konstant republikanisch wählte.
Jede Stimme zählt, ist keine Floskel
Diese sieben Staaten sind entscheidend, da weder Harris noch Trump ohne deren Mehrheit eine Chance haben. Wisconsin ist groß, hat aber nur 5,9 Millionen Einwohner. Während einige Großstädter, vor allem Schwarze und Latinos, überwiegend demokratisch wählen, ist der ländliche Teil des Bundesstaates weiß und wählt die Republikaner.
Beide Parteien versuchen trotzdem, in den jeweils anderen Gebieten Stimmen zu bekommen. Auch wenn sie den Landkreis nicht gewinnen können, sind kleine Stimmengewinne und Prozentpunkte entscheidend für den Gesamtsieg im Bundesstaat. "Das heißt, man muss wirklich überall Wahlkampf führen", betont Rachel Tausendfreund.
"Beim Clinton-Trump-Wahlkampf 2016 sind in größeren Städten in Pennsylvania, Michigan oder Wisconsin weniger Leute wählen gegangen als zuvor. Das waren wahrscheinlich die 5.000 Stimmen, die entscheidend waren."
Harris und Trump haben Wisconsin jetzt schon 30 Mal besucht. Das Vor-Ort-Sein, der Kampf um jede Stimme und um Wahlregistrierung können am Ende entscheidend sein. Denn einige tausend Stimmen können den Unterschied machen. Das habe sich auch im Clinton-Trump-Wahlkampf 2016 gezeigt, wo in größeren Städten in Pennsylvania, Michigan oder Wisconsin weniger Wähler mobilisiert wurden als noch zuvor. "Das waren wahrscheinlich die 5.000 Stimmen, die entscheidend waren", meint Rachel Tausendfreund.
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