Donald Trump wird von jungen Männern gewählt, darunter auch von Hispanics und Schwarzen. Beides Bevölkerungsgruppen, die Trump – seinen Äußerungen nach – regelrecht verachtet. Er punktet trotzdem bei ihnen, vor allem mit dem Männerbild, das er verkörpert.
Die Entscheidung bei der US-Wahl 2024 dürfte ziemlich knapp werden, zeigen Umfragen. Deswegen kämpfen Republikaner und Demokraten bis zuletzt um jede Stimme. Während Kamala Harris und die Demokraten vor allem auf die Frauen setzen, versuchen Donald Trump und die Republikaner, möglichst viele Männer zu erreichen.
Warum Donald Trump vor allem bei jungen Männern – darunter auch nicht wenigen Hispanics und Schwarzen – punktet, wollte Deutschlandfunk-Nova-Reporter Maximilian Rieger herausfinden. Er hat in den USA mit jungen Trump-Unterstützern gesprochen. Einer davon ist Hilario Deleon (23), Hispanic und inzwischen in der Stadt Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin Chef der Republikanischen Partei.
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Hilario Deleon unterstützt Donald Trump vor allem wegen seiner Wirtschaftspolitik, sagt er. Aber auch, weil er verhindern will, dass illegale Migranten ins Land kommen. Immer wieder hetzt Donald Trump gegen sie. In einer Rede sagte Trump, dass aus Mexiko "Kriminelle, Vergewaltiger und manchmal gute Menschen" kommen. Hilario Deleon erzählt, dass er das gehört hat und sofort verstanden habe, dass Donald Trump mit dem ersten Teil nicht ihn meine, sondern beispielsweise gefährliche Straßengangs.
Kritik an der "Dämonisierung" von Männern
Ein Gefühl, das die Trump-Anhänger eint, ist das schier riesige Misstrauen gegenüber Kamala Harris und den Demokraten im Allgemeinen, sagt der Reporter. Der amtierenden Vizepräsidentin wird vorgeworfen, dass sie nicht erfahren und nicht tough genug sei – und dass sich die Demokraten generell nicht so sehr um die Belange der Betroffenen scheren.
Und sie feiern sicherlich auch nicht dasselbe Männlichkeitsbild, das Donald Trump zelebriert.
"Republikaner haben mittlerweile eine ganz simple Form für Männlichkeit: Wenn du nicht für Trump stimmst, bist du eben kein Mann."
Donald Trump transportiert in seinen Reden: Es ist okay, ein Mann zu sein – toxisches, mitunter frauenverachtendes Verhalten inklusive. Laut Hilario Deleon ist das eine Revolte gegenüber den kulturellen Veränderungen der vergangenen Jahre. Denn die Diskussionen um #MeToo hätten bei manchen jungen Männern Eindruck hinterlassen. Donald Trump hingegen verkörpert eine Form von Männlichkeit, die das komplette Gegenteil davon ist.
Trump-Kampagne gezielt auf Männergruppen zugeschnitten
Sarah Wagner, stellvertretende Direktorin der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz, hat die Wahlkampagne der Republikaner analysiert. Ihrer Einschätzung nach ist sie sehr bewusst auf junge Männer – Latinos, Schwarze und Weiße – zugeschnitten.
"Wenn man online an den männlich geprägten Orten unterwegs ist – vom Fitnessbereich bis zur Kryptowährung – wird man überall mit Trump-Inhalten konfrontiert."
Um zu verstehen, warum das so ist, plädiert Sarah Wagner dafür, Wähler und Wählerinnen aus bestimmten Gruppen nicht über einen Kamm zu scheren. Denn neben der Herkunft spielen weitere Faktoren eine Rolle für die politische Gesinnung, sagt sie: darunter Bildungsabschluss, Wohnort, die finanzielle Lage, aber auch die Bedeutung von Religion. Sarah Wagner zeigt es an einem konkreten Beispiel auf: Viele Latinos verstehen sich als weiß – sie haben teilweise mehr gemein mit konservativen Amerikanern als mit neu ankommenden Einwanderern.
Viele Latinos verstehen sich als Weiße
In Bezug auf die jungen Trumpwähler*innen – unabhängig davon, welchen Background sie haben – zeichnet sich laut Sarah Wagner vor allem eine Gemeinsamkeit ab: der formal eher niedrige Bildungsgrad. Mit anderen Worten: Es sind eher die Männer ohne College-Abschluss, die Trump wählen.
Politischer Gendergap immer offensichtlicher
Übrigens wird der Trend, dass sich weiße junge Männer ideologisch stärker in eine konservative Richtung entwickeln und auch eine Anti-Establishment-Haltung einnehmen, bereits seit Ende der 1990er-Jahre beobachtet, erklärt Sarah Wagner. Inzwischen umfasst der Trend eben auch Hispanics und Schwarze. Frauen im Gegenzug verorten sich politisch eher links, was mit der Entstehung der Frauenbewegung zusammenhängt.
Vor allem die US-Amerikanerinnen zwischen 18 und 29 sind sehr geprägt von den Debatten und Skandalen der letzten Jahre, sagt Sarah Wagner. Beispiele: die MeToo-Bewegung, die Niederlage von Hillary Clinton und natürlich die Entwicklungen um das Abtreibungsrecht in den USA.
Somit dürfte der politische Gendergap ein Phänomen sein, das die amerikanische Gesellschaft noch sehr viel länger begleiten wird – ganz gleich, wie die US-Wahl 2024 ausgeht.
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