Auf die Sommerferien freuen sich die allermeisten – nur Haustiere nicht. Die können nämlich oft nicht mit und werden dann im Tierheim abgegeben. Doch das geht gerade nicht mehr, denn sehr viele Tierheime sind komplett voll. Vor allem, weil die Kosten für die Tierhaltung gestiegen sind.

Lena Korbjun aus dem Deutschlandfunk-Nova-Team war für uns im Tierheim Köln-Zollstock. Das Tierheim ist derart voll, dass aktuell nur noch Fundtiere angenommen werden – für diese versucht das Team nämlich immer ein bisschen Platz zu lassen.

Fundtiere werden weiterhin aufgenommen

Tiere aus privater Haltung werden dagegen zur Zeit gar nicht mehr angenommen, erklärt Tierheimleiterin Petra Gerick – und das, obwohl eigentlich immerhin um die 1.000 Tiere im Jahr vermittelt werden können, also ein neues Zuhause finden.

Das es so voll ist in den Tierheimen, liegt natürlich nicht allein an den Tieren, die wegen des Urlaubs von Herrchen oder Frauchen abgegeben werden – das Problem ist größer und auch nicht neu: In den letzten Jahren sind vor allem die Kosten der Tierhaltung massiv gestiegen.

"Die Leute sind einfach am Existenzminimum, die können nicht mehr. Und die gestiegenen Tierarztkosten bringen uns ganz viele alte, kranke, teilweise auch verletzte Tiere."
Petra Gerick, Leiterin des Tierheims Köln-Zollstock

Wenn sich die Tierhalter ihre Tiere nicht mehr leisten können, wird das Problem aber nur verschoben – und zwar an die Tierheime. "Auch für uns ist die Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte (GOT) gestiegen", sagt Petra Gerick. "Und wir haben dadurch ein massives Problem."

Eine Million Euro im Jahr

Das Tierheim Köln-Zollstock habe etwa eine Million Euro im Jahr an Kosten, sagt Leiterin Petra. Davon werden unter anderem die Pfleger und das Futter bezahlt – und natürlich auch der inzwischen sehr viel teurere Tierarzt.

Wer diese Kosten übernimmt, das ist übrigens von Tierheim zu Tierheim unterschiedlich. In Köln-Zollstock zahlt die Hälfte die Stadt Köln und die andere Hälfte wird von einem Tierschutzverein getragen. Doch genau hier liegt das große strukturelle Problem, sagt Petra Gerick.

Tierheime übernehmen Aufgaben der Kommunen

Die Politik müsse verbindlich regeln, dass die Tierheime vernünftig unterstützt werden, fordert sie. Denn die Tierheime übernähmen häufig die Aufgaben der Kommunen. Um mehr Tiere aufnehmen und vernünftig betreuen zu können, müsse sich die Zuständigkeit der Finanzierung verändern.

"Wenn die Kommunen kein eigenes Tierheim stellen können und sich bei Tierschutzvereinen einpachten, muss diese Dienstleistung einfach entsprechend bezahlt werden."
Petra Gerick, Leiterin des Tierheims Köln-Zollstock

Doch nicht nur die Kommunalpolitik kann helfen – auch wir selbst können aktiv werden und uns ehrenamtlich engagieren, zum Beispiel in dem wir:

  • Hunde ausführen, Katzen streicheln, Gehege sauber machen
  • Decken und Stoffe spenden, die wir noch zuhause rumliegen haben
  • Futter und/oder Spielzeug für Hunde und Katzen spenden
  • die Grünanlagen des Tierheims pflegen
  • finanziell unterstützen mit Geldspenden oder Tier-Patenschaften

Natürlich können wir auch den großen Schritt gehen und einer Tierheimbewohnerin oder einem Tierheimbewohner ein neues Zuhause schenken. Allerdings sollten wir das nur dann in Erwägung ziehen, wenn uns die daraus entstehenden finanziellen Verpflichtungen bewusst sind – und wenn sich eine artgerechte Haltung des Tieres mit unserem Alltag vereinbaren lässt.

Artgerechte Haltung muss gewährleistet sein

Nicht jede Person kann einfach so einen Hund aus dem Tierheim adoptieren, sondern es gibt bestimmte Anforderungen: Die Person muss mindestens 18 Jahre alt sein und mehrere Dokumente vorlegen. Dazu gehören: ein gültiger Personalausweis, ein polizeiliches Führungszeugnis sowie eine schriftliche Genehmigung des Wohnungsvermieters, beziehungsweise ein Nachweis, dass wir Eigentümer der Immobilie sind.

Außerdem ist häufig ein Sachkundenachweis erforderlich, mit dem man nachweist, dass man sich mit Hunden auskennt. Allerdings warten nicht nur Hunde auf eine*n neue*n Besitzer*in. Auch Hängebauchschwein Rachel lebt derzeit im Tierheim Köln-Zollstock.

"Schweine sind furchtbar intelligente Tiere, denen kann man noch ganz viel beibringen – die hören manchmal besser als ein Hund!"
Petra Gerick, Leiterin des Tierheims Köln-Zollstock

An Rachels Borsten und ihren wedelnden Schwanz wird unsere Reporterin Lena noch lange denken, sagt sie.

Shownotes
Urlaubszeit
Viele Tierheime sind überfüllt
vom 26. Juli 2024