Urlaubsreisen in der Corona-Krise? Mit Einschränkungen geht das wieder. Wir geben einen ersten Überblick, was möglich und empfehlenswert ist und welche Reisen die Deutschen so planen.
Die meisten von uns haben sich wohl zu Anfang des Jahres noch etwas anderes vorgestellt: Vielleicht endlich die lang ersehnte Fernreise nach Asien oder Südamerika antreten, New York erkunden oder einfach auf einer spanischen Mittelmeerinsel abhängen. Das meiste dürfte entweder storniert oder gar nicht erst gebucht worden sein. Schließlich ist uns die Corona-Krise mit ihren Reisebeschränkungen dazwischengekommen.
Lockerung der Grenzkontrollen
Zwar werden die Kontrollen an den deutschen Grenzen ab dem 16. Juni wieder aufgehoben, wie Bundesinnenminister Horst Seehofer heute erklärte, maximale Reisefreiheit bedeutet das aber noch nicht, so Johannes Kuhn aus dem Dlf-Hautstadtstudio.
Zu Hause bleiben, Abwarten, trotzdem Reisen
Trotz der jüngsten Lockerungen an den Grenzen, die Deutschen reagieren unterschiedlich auf die Einschränkungen durch die Corona-Krise. Jürgen Schmude, Professor für Tourismusforschung an der LMU München, beobachtet drei grundlegende Typen:
- die, die auf Urlaub verzichten
- die, die erst mal abwarten
- die, die trotzdem in den Urlaub fahren
Diejenigen, die auf Urlaub verzichten, sagten häufig, dass es sich für sie nicht nach Urlaub anfühle, wenn überall Abstandsregeln und Hygienevorschriften gelten. Sie wollen dann lieber zu Hause bleiben, so Jürgen Schmude. Diese Gruppe macht etwa 30 Prozent aus.
Knapp ein Viertel der Deutschen zählt zu denjenigen, die trotzdem in den Urlaub fahren. Das seien Menschen – so Jürgen Schmude – die gerne nach Kroatien, Griechenland oder Mallorca reisen.
Und knapp die Hälfte warte erst einmal ab, wie sich die Coronaregeln weiter entwickeln. Diese Gruppe sei im Zweifel dann auch spontan, würden sich aber auch in Deutschland umgucken.
Run auf Küsten und Berge
Der Tourismusforscher rechnet mit einem großen Run auf beliebte deutsche Urlaubsziele in diesem Jahr. Dazu zählen auf jeden Fall die Berge und die Küstenregionen. Dort gebe es sogenannte 1A-Lagen, die auch ohne Corona immer gut gebucht seien. Interessant sei, was in den sogenannten 1B-Lagen passiere.
Jürgen Schmude vergleicht 1B-Lagen mit Geschäften in Nebenstraßen. Das sind Orte, die etwas weiter weg sind. Er stellt sich die Frage, ob die Regionen gute Konzepte ausgearbeitet haben, um die Menschen gezielt dorthin zu locken. So könne nämlich verhindert werden, dass die Top-Lagen komplett überlaufen sind.
"Wir werden Überfüllung an den Küsten und in den Bergen haben. Wie die Destinationen damit umgehen, werden wir sehen. Idealerweise haben sie Konzepte, die Touristenströme etwa in 1B-Lagen zu lenken."
Die Patentlösung für ein gutes Konzept gebe es nicht, so Jürgen Schmude. Das müsse individuell jede Region selbst entwerfen. Beispielsweise gebe es Apps, die die Touristenströme an den Stränden lenken. So etwas sei eine gute Idee.
Preissteigerungen und Preissenkungen möglich
Wer sich vor extrem hohen Preisen in diesem Jahr fürchtet, den kann der Tourismusforscher beruhigen. Es werde an einigen Stellen zwar teurer werden, weil Umsatzeinbußen, Investitionen in Hygienekonzepte und Kurzarbeit kompensiert werden müssten. Das hält sich aber im Rahmen, sagt Jürgen Schmude.
"Es wird jetzt nicht extrem zu Verteuerungen kommen. Da sind wir ziemlich sicher."
Jürgen Schmude rechnet damit, dass es auch zu Preissenkungen kommen kann, vor allem da, wo Anreize gesetzt werden müssen, um die Urlaubsziele wieder zu beleben. Das könnten abgelegenere Regionen sein, aber auch Ziele im Ausland betreffen.