Nach drei Jahren Pandemie-Einschränkungen steht uns 2023 urlaubstechnisch fast die ganze Welt offen. Dabei können wir mit dem deutschen Pass in 190 Länder ohne Visum reisen.
Theoretisch könnten wir 2023 also zu den exotischsten Orten der Erde reisen. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Schütz geht allerdings davon aus, dass Deutsche wieder dort hingehen, wo sie sich gut auskennen. Und das ist am Mittelmeer.
"Der deutsche Pass reist vermutlich auch in diesem Jahr gerne dahin, wo er sich auskennt! Das Mittelmeer ist das Zielgebiet."
Grund dafür ist, dass es in der Region ums Mittelmeer praktisch alles gibt, was wir gewöhnlich in einem Urlaub mögen und brauchen. Von All-inclusive-Reisen, über die Hotelburg bis hin zu schönen kleinen Airbnb-Buden ist dort alles zu finden.
Außerdem liegen am Mittelmeer viele alte Städte – und Berge gibt es dort ebenfalls. Laut dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) soll es auch ein Comeback klassischer Urlaubsländer geben – damit gemeint sind Länder wie Ägypten, Türkei, Griechenland und Spanien.
Ob die Preise trotz Inflation stabil bleiben, lässt sich laut unserem Reporter noch nicht abschätzen. Unklar sei auch, ob sich Reisende wieder so ein Chaos an den deutschen Flughäfen wie im Vorjahr antun wollen.
Einige Städte verlangen in Zukunft Touristensteuer
Einige Städte wie das italienische Venedig verlangen in Zukunft "Eintritt" oder Touristensteuer. "Das wird gemacht, um den Touristenstrom zu steuern. Auch Valencia will so eine Touristensteuer auf den Weg bringen. Je nach gewählter Unterkunft werden zwischen 50 Cent und zwei Euro pro Nacht fällig", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Schütz.
Einen weiteren Trend machen Urlaubsfachleute in der Dauer des Aufenthalts aus. Der Trend gehe zu vielen kleinen Urlauben – anstatt einmal vier Wochen am Stück weg zu sein. Das sei eine Folge der Pandemie, sagt Martin. Grund dafür ist, dass wir es eher verschmerzen können, eine Kurzreise wegen Krankheit oder gesetzlichen Regeln abzusagen als den vierwöchigen Urlaub. Deswegen sind Städtetrips angesagt.
"Mal einen Wochenendtrip streichen, weil jemand krank ist, das ist irgendwie zu verschmerzen. Aber den kompletten Jahresurlaub in die Tonne kloppen, das ist schon hart."
Zwei Tourismus-Tendenzen nach der Pandemie
Markus Pillmayer von der Hochschule München erklärt, dass es auf der einen Seite Städte gebe, die wieder zurück zu dem Zustand von vor 2019 wollen, als die Übernachtungszahlen von Tourist*innen hoch waren. Auf der anderen Seite hätten Gastgeber von Städten während der Pandemie aber auch festgestellt, dass sie gerne einen anderen Tourismus in ihrem Land haben möchten, so Markus Pillmayer. Gemeint sein kann damit zum Beispiel, dass Regionen weg vom billigen Sauftourismus wollen, der keine Rücksicht auf Einheimische nimmt, erklärt Reporter Martin Schütz.
Berlin verfolgt mit den sogenannten "Kiez-Kümmerern" einen mit den Touristinnen und Touristen kooperativen Ansatz – fernab von Polizei und Ordnungsdienst, die nachts Sauftrupps vertreiben. Markus Pillmayer: "Auch in anderen deutschen Großstädten haben sich die Tourismus-Verantwortlichen ähnliches einfallen lassen. Beispielsweise werden in München oder in anderen Großstädten Kolleginnen und Kollegen rausgeschickt, die mit Leuten ins Gespräch kommen, um entsprechend zu sensibilisieren."
Gemeinsam feiern und eine gute Zeit haben
So können Einheimische und Touristen am Ende des Tages gemeinsam feiern und eine gute Zeit haben, erklärt der Tourismus-Professor. Ein weiterer Reisetrend ist laut Pillmayer das Erkunden bisher nicht so bekannter Urlaubsregionen in Deutschland wie die Rhön oder auch Mitteldeutschland. Reiseanbieter wie Tui sind optimistisch, was das Geschäft 2023 betrifft, sagt unser Reporter. "Tui rechnet damit, dass viele Leute einen All-inclusive-Urlaub buchen", sagt Martin.
Da durch die Inflation die Preise massiv gestiegen sind, geht der Reiseanbieter davon aus, dass Kund*innen im Urlaub keine bösen Überraschungen erleben wollen. Deshalb gibt es beim Urlaub eine Vollkasko-Mentalität, sagt Martin. Fachleute gehen nicht davon aus, "dass Flüge jetzt verschleudert werden, weil die Airlines jetzt wieder normal fliegen und damit Geld verdienen können." Und das war in der Pandemie ja nicht so.