Kurz mal tauchen gehen, um nach dem Basilikum zu sehen. Das macht eine italienische Familie an der ligurischen Küste: Sie experimentiert mit Gewächshäusern unter Wasser.
Wer vor der ligurischen Küste in Italien taucht, könnte meinen, sich in einen Science-Fiction-Film verirrt zu haben. Kleine, futuristische Plexiglaskuppeln stehen dort auf filigranen Metallbeinen. Es sind die Gewächshäuser der Familie Gamberini: Sie baut dort unter Wasser Obst, Gemüse und Kräuter an. Benannt haben sie ihr Projekt "Nemo's Garden" nach dem Kapitän in Jules Vernes Unterwasserepos "20.000 Meilen unter dem Meer".
Alles ohne Gießkanne
Experimente mit modernen Anbaumethoden gibt es reihenweise, aber diese ist speziell. Auch die Geschichte dahinter ist besonders: Luca Gamberini und sein Vater Sergio haben nämlich mit Pflanzenanbau eigentlich nichts am Hut. Die beiden sind Taucher und besitzen eine Firma für Tauchausrüstung. Für eine Marketing-Aktion für ihr Unternehmen haben sie die erste Kunststoffkuppel gebaut und später dann spaßeshalber eine Basilikumpflanze reingestellt. Doch diese wuchs rasend schnell.
Die Plexiglaskuppeln haben einen Durchmesser von rund zwei Metern, sind mit Luft gefüllt und können nur von unten erreicht werden. Das heißt natürlich für den modernen Unterwasserfarmer: Rein in den Taucheranzug und Sauerstoffflasche aufsatteln, will er sich um die Pflanzen zu kümmern. Jeden Tag machen die Gamberinis einen Tauchgang, um nach ihren Erdbeeren, Bohnen, ihrem Basilikum und Salat zu sehen.
Mittlerweile hat die Familie sechs Gewächshäuser. Und sie schwört auf die Vorteile dieser Anbaumethode: Die Pflanzen gedeihen in den Sommermonaten bei konstanten Wassertemperaturen von weit über 20 Grad. Und sie sind keiner starken Abkühlung wie in der Nacht ausgesetzt, denn Wasser ist von Natur aus ein guter Wärmespeicher.
Keine Schädlinge
Dennoch habe die Sonne noch ausreichend Kraft, die Pflanzen mit Energie zu versorgen - selbst wenn sie etwas schwächer wirkt als an Land. So sollen Basilkumpflanzen schon nach zwei anstatt nach sieben Tagen gekeimt sein. Und das Beste, so die Farmerfamilie: Schädlinge gelangten erst gar nicht in die Unterwasser-Farm. So können sie sich Insektizide und Pestizide sparen. Auch die Wasserversorgung ist garantiert. Statt die Pflanzen gießen zu müssen, können sie einfach mit dem Wasser versorgt werden, das bei den hohen Temperaturen an der Kuppel kondensiert.
Noch ist es ein kleiner Feldversuch. Unklar bleibt bis dato, wie sich größere Unterwasser-Gewächshäuser auf das Meeres-Ökosystem auswirken könnten. Die Unterwasserfarmer glauben aber, dass neue Möglichkeiten erwachsen, die Weltbevölkerung zu ernähren. Und das mit einem möglichsten kleinen ökologischen Fußabdruck. Eine Option könnte es etwa für all jene Länder sein, die mit Bodenerosionen, Temperaturschwankungen, kargen Böden zu kämpfen haben - dafür aber über einen Zugang zu warmen Gewässern verfügen.