Lange aufschieben, dann Nikotin, Koffein und die Nacht durch lernen: Katrin hat Angst vor Prüfungen. Kontrolle ist das beste Gegenmittel, sagt der Psychologe Michael Cugialy.
Sie steht schon kurz vor dem Bachelor. Prüfungen aber bleiben für Katrin eine Glückssache – egal ob schriftlich oder mündlich. Ihre Angst vor Prüfungen komme auch daher, dass das Ergebnis vom Zufall so abhänge. In der Nacht vor der Prüfung versucht sie, noch Lernstoff aufzunehmen, hält sich mit Energy-Drinks wach und schläft dann schlecht.
Sie weiß, dass das nicht ideal ist und sagt: "Ich gehe dann die ganzen Zettel 5000-Mal durch, obwohl ich eigentlich weiß: Da bleibt nichts mehr hängen." Sie spürt eine extreme innere Unruhe, schwitzt und vibriert förmlich deswegen.
"Der Prüfungsraum ist für mich die absolute Katastrophe. Das ist das absolute Horrorszenario, eigentlich."
Ihre Prüfungsangst hat sich im Lauf der Zeit gesteigert. In der Grundschule und der Realschule ist Katrin davon verschont geblieben. Angefangen hat es in der Oberstufe. Ganz schlimm wurde es dann tatsächlich in der Uni, sagt sie.
Ein Gegenmittel hat sie noch nicht gefunden. Es hilft ihr zum Beispiel nicht, sich die Angst als Farbe vorzustellen, wie sie es gelesen hat. Sie raucht viel und versucht einfach mit niemandem zu reden, bis es vorbei ist.
Vorbereitung als Voraussetzung
Michael Cugialy leistet psychologische Beratung an der Freien Universität Berlin. Nervosität und Angst sind für ihn unterschiedliche Intensitäten auf einer Skala. Nervosität versteht er erstmal nur als Zeichen, dass einem diese Prüfung und das damit verbundene Studium etwas bedeute.
Prüfungsangst hingegen kann den gesamten Verlauf des Studiums gefährden. In Extremfällen führt sie dazu, dass sowohl die Prüfungssituation als auch die Vorbereitung vermieden werden. Dabei sei eine gute Vorbereitung das Allerwichtigste, meint Michael Cugialy. Prüfungsangst lasse sich nur schwer behandeln, wenn Studierende nicht gut vorbereitet sind.
"Vorbereitung gibt ein Gefühl von Kontrolle. Angst und Kontrolle schließen sich gegenseitig aus."
Kurz vor der Prüfung sollten sich Schüler*innen oder Studierende am besten den Stoff angucken, den sie ohnehin schon beherrschen. Am Tag vor der Prüfung sträube sich das Gehirn, neue Informationen aufzunehmen.
Wer in eine Prüfung gehe, werde immer Wissenslücken haben. Es seien bei jeder Prüfung ungefähr immer 5 Prozent, "die man einfach nicht lernen kann", sagt Michael Cugialy.
"Angst bringt immer auch eine Form von Vermeidung mit sich. Das heißt, dass ich vermeide, in die angstauslösende Situation zu gehen."
Wer vorbereitet ist, könne dann mit der günstigsten aller Einstellungen in die Prüfung: "Ich weiß, dass ich das kann. Ich habe das gelernt, und ich mache das jetzt so gut es geht."
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- Katrin, hat Angst vor Prüfungen
- Michael Cugialy, psychologischer Berater an der Freien Universität Berlin