Egal, ob Asthma, Diabetes, Epilepsie oder anderes: Wer chronisch krank ist, will oft keine Schwäche zeigen – ob auf der Arbeit, in der Ausbildung oder im Studium. Lea berichtet in dieser Folge, wie sie mit mehreren chronischen Krankheiten lebt. Psychologin Christiane Andrea Fahlböck schildert, vor welchen Herausforderungen Betroffene stehen.
Vier chronische Krankheiten sind bei Lea diagnostiziert worden: Diabetes Typ 1, Asthma, Endometriose und das Posturale Tachykardie-Syndrom – kurz Pots. Das letztere ist bei ihr relativ frisch diagnostiziert worden. In der Folge von Pots hat sie mit dem Fatigue-Syndrom zu tun. Dazu gehören Muskelzittern und allgemein ein anhaltendes benebeltes Gefühl.
"Das ist auch die Diagnose, mit der ich gerade am meisten zu kämpfen habe und mich erstmal so ein bisschen dran gewöhnen muss, und gucken, wie ich mein Leben darauf einstellen kann", erzählt Lea.
"Die Personen versuchen immer, sich so ein bisschen aus dieser Situation rauszubringen. Wobei ich einfach nur darüber reden möchte, um aufzuklären."
Was ihre Erkrankungen allgemein angeht, wünscht sie sich Rücksicht. Auf Vorurteile kann sie gut verzichten. Sie klärt gerne auf und sagt dann aber auch, wenn es für sie genug ist.
Mehr Rücksicht, weniger Vorurteile
Ein besonderes Anliegen ist ihr die Aufklärung zu Diabetes, auch auf Instagram zum Beispiel. Sie musste wegen dieser Erkrankung während der Schulzeit ihren Auslandsaufenthalt in den USA abbrechen. Zurück in Deutschland ging es vom Flughafen direkt ins Krankenhaus. Zuvor hatte man in den USA drei Monate lang versucht, ihr die Symptome auszureden.
"Damals habe ich mir geschworen: Ich möchte nicht, dass es anderen Menschen genauso geht und möchte Aufklärungsarbeit leisten und auch mein Leben einfach teilen."
Heute steht Lea im Berufsleben. Sie möchte nicht in einem Umfeld arbeiten, in dem Krankheit allgemein oder chronische Erkrankungen als Schwäche gesehen werden.
Chronische Krankheit im Job
Bei chronischen Erkrankungen können gerne mal Fehlzeiten von rund 20 bis 25 Prozent zusammenkommen, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Büsra Tasdemir. Für den Arbeitgebenden könne das nach einer Reihe von Kurzzeiterkrankungen aussehen. Grund für eine Kündigung ist das allerdings nicht, erklärt sie. Trotzdem hätten Betroffene häufig Angst, dass ihnen nicht geglaubt wird und behalten ihre Diagnose lieber für sich.
Grundsätzlich haben sie dazu auch ein Recht, sagt Büsra, allerdings müssen auch die Fürsorgepflichten des Arbeitgebenenden berücksichtigt werden. Wer an Epilepsie leide und Bus fahren möchte, müss das beispielsweise erwähnen.
"Mit chronische Erkrankungen ist sozusagen die Geschwindigkeit oft reduziert."
Sich selbst keinen Druck machen
Wesentlich ist, dass man überhaupt einmal realisiert, dass man einem Druck unterliegt, sagt die Psychologin Christiane Andrea Fahlböck über chronisch Erkrankte. Sie arbeitet seit Jahrzehnten mit Betroffenen und weist besonders darauf hin, dass gerade Jugendliche – ganz abseits von der Arbeit – sich auch Entwicklungsaufgaben stellen müssen. Die Problemlagen der Erkrankungen komme dann noch hinzu.
"Viele Betroffene haben als Vergleich sozusagen die gesunde Population, die gesunden Gleichaltrigen, was oft dann ganz, ganz schwierig wird."
Begegnen lässt sich diesem Druck beispielsweise mit Achtsamkeitsübungen, Selbstmitgefühl und Bewegung. Grundsätzlich begreift Andrea Fahlböck chronische Erkrankungen als Lebensaufgabe. Das Wort Krankheitsbewältigung findet sie in diesem Zusammenhang nicht treffend.
Die ganze Folge mit allen drei Interviews hört ihr, wenn ihr oben auf Play klickt.
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- Lea, lebt mit vier chronischen Krankheiten
- Büsra Tasdemir, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin, über chronische Erkrankungen am Arbeitsplatz und im Studium
- Psychologin Christiane Andrea Fahlböck über die psychischen Folgen von chronischen Krankheiten