"Größe ist nicht alles" - ein Satz, der auch auf unser Gehirn passt. Denn es ist zwar schon das größte unter den Primaten, aber noch größer bringt nicht mehr Hirnleistung. Neurowissenschaftler Henning Beck erklärt, dass wir unser Optimum erreicht haben.
Dass unser Gehirn größer ist als das anderer Primaten, hängt nicht allein damit zusammen, dass wir unser Hirn mehr anstrengen, also mehr mit Denksportaufgaben trainieren, sagt Neurowissenschaftler Henning Beck.
Unser Umfeld bestimmt die Größe unseres Gehirns
Forscher haben ein Modell erstellt, mit dem sie herausfinden wollten, welche Faktoren dazu führen, dass ein Gehirn besonders groß werden kann. Ergebnis: Vor allem die Umweltfaktoren sind wichtig. "Es ist wohl deutlich wichtiger, sich in schwierigen Umfeldern zurecht zu finden, als die Kooperation oder der Wettbewerb mit anderen Menschen", erklärt Henning Beck.
"Das Wichtigste, damit sich ein Gehirn entwickelt, ist: Die Umgebung muss anspruchsvoll sein."
Obwohl unser Gehirn im Vergleich zu anderen Primaten sehr groß ist, braucht es absolut gesehen gar nicht so viel Energie, sagt der Neurowissenschaftler. "Mit 20, 30 Watt kommt das Gehirn hin. Ein Backofen braucht tausendmal mehr Energie - und der ist nicht einmal besonders clever", sagt Henning Beck. Das Gehirn denkt energiesparend. Nur im Vergleich mit Gehirnen anderen Lebewesen ist unser Gehirn ein echter Energiefresser, sagt der Neurowissenschaftler.
"Selbst wenn man nur gemütlich dasitzt und Radio hört, braucht man ungefähr ein Fünftel der gesamten Körperenergie nur für das Gehirn."
Unser Gehirn kann aber evolutionsmäßig betrachtet nicht einfach immer größer werden, selbst wenn man ihm den Raum dafür gäbe, also zum Beispiel den Schädelknochen vergrößert. Es hat die optimale Größe erreicht, indem es sich eingefaltet und eingefurcht hat. Diese Entwicklung ist ausgereizt, sagt Henning Beck. Abgesehen davon braucht das Gehirn Jahrzehnte bis es ausgereift ist. Würde es also noch größer werden, würde dieser Prozess noch länger dauern.
"Es ist ganz gut, dass das Gehirn so einen Mittelweg gefunden hat. Es braucht zwar viel Energie, weil es schon ziemlich groß ist. Viel größer darf es aber auch nicht mehr werden, denn Größe ist nicht alles."
Damit bestätigt Henning Beck, dass die Größe des Gehirns nicht automatisch bedeutet, dass man mehr weiß. "Nur weil ich doppelt so viele Zelle in meinem Gehirn habe, heißt das nicht, dass ich doppelt so gut denke", stellt der Neurowissenschaftler klar.
Optimum von Größe, Leistungsfähigkeit und Schnelligkeit des Gehirns erreicht
Bei der Leistungsfähigkeit des Gehirns spielen viele Faktoren hinein wie zum Beispiel die Übertragung der Informationen im Gehirn. Daher hat ein kleineres Gehirn manchmal sogar Vorteile. Unser Gehirn hat das Optimum gefunden: Es ist groß genug, um leistungsstark zu denken, und es ist klein genug, um schnell genug zu sein, erklärt Henning Beck.
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