Sabein Burgess saß fast 20 Jahre lang im Gefängnis - unschuldig. Ein Gericht in den USA sprach ihm nun die Rekordsumme von 15 Millionen Dollar zu. Er sagt: Kein Geld der Welt kann mich entschädigen.
Sabein Burgess kommt aus Baltimore in den USA. 1994 war er wegen Mordes an seiner damaligen Freundin verurteilt worden - zu Unrecht. Denn die Polizei fälschte Beweise und hielt entlastendes Material zurück.
Zum Beispiel untersuchten sie seine Hände, um zu sehen, ob er eine Waffe abgefeuert hatte. Die Ergebnisse wurden aber manipuliert. Außerdem wurden Aussagen aus einer Gegenüberstellung nicht ans Gericht weitergegeben, die Burgess entlastet hätten. Also wurde er verurteilt. Burgess war für die Polizei nämlich der ideale Täter: ein junger Mann von 24 Jahren - und schwarz.
Erst vor zwei Jahren kam Burgess nach einem erneuten Prozess frei. Nun sprach ihm ein Gericht eine finanzielle Entschädigung von 15 Millionen Dollar zu. Burgess hatte nämlich gegen die Polizei geklagt und gewonnen.
Entschädigung in Deutschland: 25 Euro pro Tag
Auch in Deutschland gibt es ähnliche Justizirrtümer. Eine solch hohe Entschädigungssumme wäre hierzulande aber niemals denkbar, sagt Udo Vetter, Strafverteidiger aus Düsseldorf. Obwohl ein Fehlurteil das Leben der Betroffenen zerstört - hierzulande gibt es für eine unrechtmäßige Strafe eine Grundentschädigung von 25 Euro pro Tag - das sind dann pro Jahr 9125 Euro. Wer vorher gut verdient hat, der kann auch einen Verdienstausfall geltend machen - "nur erfahrungsgemäß pendeln sich diese Beträge selbst bei Akademikern vielleicht auf maximal 50.000 Euro auf die gesamte Zeit gesehen ein", so Vetter.
"Wenn man schon mal eine Freiheitsentziehung miterlebt hat, was ich ja als Strafverteidiger des Öfteren bei meinen Mandanten erlebe, ist das eine Summe, bei der der Staat kein gutes Bild abgibt."
Spektakuläre Fälle wie der von Burgess sind vielleicht eher die Ausnahme, Justizirrtürmer seien aber keine Seltenheit, sagt der Strafverteidiger: "Das sind im Prinzip alltägliche Fälle. Das kommt in jedem Gerichtsbezirk mehrmals im Monat vor."
Für immer Straftäter
In Sachen Aufarbeitung und Rehabilitation der falsch Beschuldigten sieht Udo Vetter Nachholbedarf in Deutschland. Eine umfassende, staatlich finanzierte psychologische Betreuung und Nachsorge durch Sozialarbeiter hält Udo Vetter für illusorisch. Doch allein der Makel "Straftäter" sei für viele Verurteilte eine schwere Last. Auch Sabien Burgess sagte, ihm sei es in der Hauptsache nicht um das Geld gegangen, sondern darum, seinen guten Namen wiederherzustellen. Die verlorene Zeit im Gefängnis lasse sich niemals in Geld aufwiegen: Seine Tochter musste ohne ihn aufwachsen, 20 Jahre lang konnte er kein Vater für sie sein.
"There is nothing a man could pay for the 20 years I missed out my daughter’s life. You know. Everything, that she went through. The ups and downs and growing up without a father."
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